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Bernward Janzing über den Plan von Shell, Lichtblick zu übernehmenÖko mit bitterem Beigeschmack

Es dürfte nicht leicht werden für den Ökostromanbieter Lichtblick, sollte Shell mit seinem Übernahmeangebot erfolgreich sein. Dann nämlich müsste das Hamburger Unternehmen, das sich immer als Alternative zur fossil-atomaren Energiewelt präsentiert hat, seinen Kunden plötzlich erklären, warum es nun selbst Teil eines Konzerns ist, der wie wenige andere für fossile Brennstoffe steht.

Man darf gespannt sein, wie die Kunden das aufnehmen. Denn gerade die Bezieher von Ökostrom in Deutschland sind mitunter sehr kritisch, was die Geschäftspolitik ihrer Lieferanten betrifft; sie haben Verflechtungen mit der alten Energiewelt in der Vergangenheit nie goutiert, haben immer mit wachem Auge darauf geschaut, in wessen Kassen das Geld landet, mit dem sie ihre Stromrechnung zahlen.

Sollte es tatsächlich dazu kommen, dass Shell Lichtblick übernimmt, würde sich deutlicher denn je zeigen, dass die Energiewende zu einem rein technischen Umbau verkümmert. Es werden zwar CO2-ausstoßende und atomare Energien durch solche aus sauberer Erzeugung ersetzt, doch es bleibt ein bitterer Beigeschmack, weil die Energiewende ursprünglich auch ein Projekt der Dezentralisierung von Besitzstrukturen werden sollte: ein Bürgerprojekt. Dass sich nun die großen Konzerne, die jegliche Energiewende lange hintertrieben haben (und es mitunter bis heute tun) ins gemachte Nest setzen, war von den Pionieren der Energiewende so nicht vorgesehen.

Lichtblick selbst kann man die anstehende Übernahme freilich nicht vorwerfen. Das Unternehmen ist bei der Entscheidung längst außen vor: Seitdem es komplett durch Eneco übernommen wurde, beschließen jetzt alleine die Niederländer, unter wessen Dach der Hamburger Ökostromer künftig agieren wird. Ob ein Wechsel zu Shell dem Unternehmen guttut und wie das auf die Kundschaft wirkt, wird man abwarten müssen. Sicher aber ist: Den Geist der Energiewende repräsentieren genossenschaftlich organisierte Ökostromer besser als ein Mineralölkonzern mit neu erworbener Ökostromsparte.

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