„No Kings“-Proteste in den USA: Erfrischender Energieschub gegen Trump
Klar: Ein paar Demonstrationen halten Trumps Pläne nicht auf. Aber sie können der Auftakt dafür sein, sich endlich effektiv zu organisieren.

D ieser Samstag war in den USA ein Tag der Widersprüche. Trumps Geburtstagsparade in Washington, erschossene demokratische Abgeordnete in Minnesota – und die größten und kreativsten Proteste gegen den autoritär faschistischen Staatsumbau seit dem Beginn von Trumps zweiter Amtszeit.
Vermutlich hat Trump zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht viel von der Unterstützung eingebüßt, die ihm im November zum Wahlsieg verholfen hatte. Aber es ist ein hoffnungsvolles Zeichen, dass diejenigen, die jeden Morgen mit der Angst aufwachen, was der orange angemalte Mann im Weißen Haus jetzt wieder ausgeheckt haben könnte, endlich gemeinsam auf die Straße gehen und Widerstand organisieren.
Es ist definitiv noch nicht zu spät, Demokratie und Rechtsstaat in den USA vor dem Untergang zu retten – es wird nur jeden Tag schwieriger. Dass ein demokratischer Senator aus einer Pressekonferenz der Heimatschutzministerin abgeführt und auf dem Gang von drei Polizisten zu Boden gebracht wird wie am vergangenen Donnerstag, wirkte wie ein apokalyptischer Vorbote der entstehenden Diktatur. Nur, eine permanente Doomsday-Stimmung zieht Energie und verfängt bei Trump-Anhänger*innen überhaupt nicht.
Gerade deshalb war es so schön zu sehen, welche humorvollen, lustigen Sprüche sich die Demonstrierenden landauf, landab ausgedacht hatten, um Trump unter dem Protestmotto „No Kings!“ daran zu erinnern, dass die USA keine Monarchie sind und auch keine werden wollen.

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.
Natürlich halten ein paar Demonstrationen Trumps strategischen Plan nicht auf. Aber sie können der Auftakt dafür sein, sich endlich effektiv zu organisieren. Wo auch immer demokratische und liberale Kräfte nachgeben, stoßen die MAGA-Leute sofort nach und schaffen Hegemonie. Selbst wenn man sich in der Anti-Trump-Bewegung einfach erst einmal nur gegenseitig neue Kraft geschenkt hat, waren die Demos am Samstag ein voller Erfolg. Und mal schöne Bilder aus den USA tun auch auf der anderen Seite des Atlantiks wirklich gut.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Angriffe auf den Iran
Bomben stürzen keine Diktatur
Debatte um Wehrpflicht
Wehret der Pflicht
Jens Spahn verzeiht sich selbst
Maskenaffäre? Milliardenschaden? Egal!
Veteranentag in Berlin
Danke für Euren Einsatz, Antifa Werkstatt
Familienreservierungen bei der Bahn
Völlig überzogene Kritik
Strafbarkeit von Holocaustvergleichen
Wir brauchen keine Metaphernpolizei