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Bernd Pickert über das TV-Duell zur US-WahlKleinkrieg statt echter Debatte

Es wird darauf ankommen, die Art der politischen Auseinandersetzung zu rezivilisieren

Zwar vertritt kaum ein*e Beobachter*in die Meinung, Donald Trump sei als Sieger aus der ersten Fernsehdebatte mit Hillary Clinton hervorgegangen. Ob das jedoch irgendjemanden dazu bewegt, für Clinton zu stimmen, der das vorher nicht wollte?

Die Gruppe der unentschlossenen Wähler*innen, derzeit auf rund 20 Prozent taxiert, konnte immerhin einige Neuigkeiten erfahren. Dass Trump bestätigt – und es auch noch schlau findet –, jahrelang keine Steuern bezahlt zu haben, zum Beispiel. Es ist der Treppenwitz schlechthin, dass ausgerechnet dieser Mann es geschafft hat, sich als Vertreter der Abgehängten zu positionieren.

Eine große Debatte über Ideen für die Zukunft der USA aber war das Duell nicht – tragisch in einem Land, wo einerseits so viel im Argen liegt und das andererseits weltpolitisch nach wie vor über den Einfluss verfügt, den die USA nun einmal haben. Und da geht es dann vorrangig um die Charakterzüge der Kandidat*innen?

Aber so bedauerlich das aus intellektueller Warte erscheinen mag, so sehr entspricht genau diese Auseinandersetzung doch auch dem Stand des öffentlichen Diskurses. Über den 8. November hinaus wird es darauf ankommen, die Art der politischen Auseinandersetzung zu rezivilisieren. Das heißt auch: Wenn das Establishment – und dessen Existenz ist ja keine Trump-Erfindung, die besteht lediglich darin, dass er derjenige sei, der dagegen vorgehen würde – sich weiterhin um immer größere Bevölkerungsgruppen einen feuchten Schmutz schert, wird die Entfremdung weitergehen.

Dann ist in absehbarer Zeit das System der repräsentativen Demokratie, schon jetzt voller Lücken, Fehler und Unzulänglichkeiten, nur mehr dysfunktional. Der Ruf nach starken autoritären Führern, der in allen westlichen Demokratien an Popularität gewinnt, wird immer mehr Trumps nach oben spülen. Und nicht alle werden so ungeschickt sein wie er.

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