Berlins Verkehrssenatorin: Schreiner in der Bredouille
Berlins Verkehrssenatorin gerät in den Verdacht, für ihre Dissertation geklaut zu haben. Fürs Klima wäre ein eventueller Rücktritt nur von Vorteil.
E s gibt Tage, an denen alles zusammenhängt, etwa Verkehrspolitik, Wetter und Anstand. In Berlin soll die Umweltsenatorin Manja Schreiner bei ihrer Doktorarbeit getäuscht haben, wie die Plattform VroniPlag mitteilt, und zwar mehr noch als ihre Senatskollegin Franziska Giffey. Mit der mutmaßlichen Fälschung gerät die Politikerin in die bundesweiten Schlagzeilen, während sie für ihre Verkehrspolitik von Kritik viel zu verschont bleibt. Dabei bietet sich Berlin als Labor für das gesamte Land geradezu an.
Die gute Infrastruktur für den öffentlichen Verkehr, urbane Strukturen mit räumlicher Nähe von Wohnen und Arbeiten – wo, wenn nicht in Berlin ließe sich die Verkehrswende idealerweise ausprobieren? Hier kann sich die Stadtgesellschaft aufmachen und endlich all das umsetzen, was Verkehrswissenschaftler und Klimaforscher seit Jahren fordern: weniger Flächen für Autos, mehr für Fahrräder und Fußgänger:innen, Klimaanpassung – das Schwammstadtkonzept, das Wasser in der Stadt hält, sie kühlt und die Lebensqualität ihrer Bewohner:innen hebt – mit Verkehrspolitik zusammendenken.
Und dann mal sehen, was davon für den Bayerischen Wald übrig bleibt. Die CDU-Politikerin Schreiner aber macht genau das Gegenteil, hält fest an Gestrigem, als würde es all die Katastrophenmeldungen dieses Sommers nicht geben. Und damit zum Wetter. Der Sommer 23 war der heißeste je aufgezeichnete, mit allen Folgen wie Waldbrände hier und Flutwellen dort. Was braucht Schreiner noch, um ihre Aufgabe als Senatorin zu begreifen?
Es ist eine einzige, sie ist gewaltig, aber machbar: Die Verkehrssenatorin muss dazu beitragen, uns vor weiter steigenden Temperaturen zu schützen. Dass ausgerechnet die ebenfalls für die Karriere fuddelnde Giffey den Weg für eine Koalition der Stagnation in Berlin frei gemacht hat, ist ein Treppenwitz. Von ihr kann sich Schreiner nun abgucken, wie sie die Plagiatsvorwürfe aussitzen kann. Das ist bitter. Nicht nur für die, die seit Jahren anständig wissenschaftliche Arbeiten schreiben.
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