Berlins Flughafen: BER soll doch noch öffnen
Bis Ende 2017 werde der BER an den Start gehen, verkündet die Flughafengesellschaft. Ihr Chef Mehdorn fordert ein weiteres Terminal.
BERLIN taz | Die Flughafengesellschaft pokert wieder: Im zweiten Halbjahr 2017 soll der neue Hauptstadtflughafen in Schönefeld tatsächlich an den Start gehen. Das erklärte Vize-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider am Freitag nach einer Aufsichtsratssitzung im brandenburgischen Motzen. Flughafenchef Hartmut Mehdorn habe diesen Zeitraum ins Auge gefasst. Mehdorn selbst sprach von einer „frohen und guten Botschaft“.
Das wäre sie wirklich, wenn sie in Erfüllung geht – allerdings sind solche Ankündigungen der Flughafengesellschaft mit Vorsicht zu genießen. Je nach Zählweise handelt es sich um den vierten, fünften oder sechsten Eröffnungstermin, den sie verkündet. Bekanntlich mussten bisher alle wieder abgesagt werden. Der neue Flughafen, finanziert von Berlin, Brandenburg und dem Bund, sollte ursprünglich bereits Ende Oktober 2011 in Betrieb gehen; die für Juni 2012 angepeilte Eröffnung wurde erst vier Wochen davor gestrichen.
Für die Verzögerungen gibt es zahlreiche Ursachen, unter anderem Planungsfehler, Baumängel und Technikprobleme. Die Kosten für den Bau unmittelbar neben dem bisherigen Flughafen Schönefeld sind von ursprünglich rund 2 auf bisher mindestens 5,5 Milliarden Euro gestiegen. Ein Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses beschäftigt sich mit dem Pannenflughafen; dessen Vorsitzender, der Pirat Martin Delius, hatte Zweifel daran geäußert, ob der BER überhaupt jemals funktionieren werde.
Flughafenchef Mehdorn, über dessen Zukunft vor der Sitzung spekuliert worden war, gab sich nun zuversichtlich: „Ich denke, die Baustelle ist im Griff.“ Nach seinem Zeitplan sollen alle notwendigen Pläne für den Umbau im Terminal Mitte kommenden Jahres vorliegen. Zwischen März und Juni 2016 soll der Flughafen dann baulich fertig sein. Danach wird es voraussichtlich eine lange Prüfungsphase geben.
Kosten- und Zeitplant gewünscht
„Es ist ein kleiner Fortschritt, dass man nicht mehr ganz so im Nebel steht“, sagt der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto der taz. Er würde jetzt nun „gerne von Herrn Mehdorn den Kosten- und Zeitplan sehen, was in diesen drei Jahren wann gemacht wird“. Erst danach könne man den Plan bewerten.
Thema im Aufsichtsrat war am Freitag auch eine mögliche Erweiterung des Flughafens, der für 27 Millionen Passagiere ausgelegt ist. „Bereits bei der Eröffnung ist der Flughafen überlastet, weshalb eine sichere Inbetriebnahme stark gefährdet ist“, warnte Mehdorn in seiner Präsentation für das Kontrollgremium. Er will erreichen, dass die Aufseher ein zweites, kleineres Terminal genehmigen. Denn in diesem Jahr werden in Alt-Schönefeld und Tegel zusammen bereits 28 Millionen Passagiere abgefertigt. Die Betreiber gehen davon aus, dass dieses Wachstum anhält.
Der Grünen-Abgeordnete Otto lehnt es ab, jetzt schon mit dem Bau eines zweiten Terminals zu beginnen. Die Flughafengesellschaft solle sich mit ihrern Mitarbeitern auf die Fertigstellung konzentriefen. „Die müssen doch ihre Kräfte auch einteilen“, sagt er. Das Hauptterminal sei „die eigentliche Aufgabe von Herrn Mehdorn, dafür wurde er geholt“. Dort seien in der 20-monatigen Amtszeit Mehdorns noch „keine substanziellen Fortschritte erkennbar“, da solle er sich besser keine „andere Spielwiese“ suchen.
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