Berliner Anklägerin auf Anticoronakurs: Querdenkende Anklägerin
Einer Staatsanwältin drohen Konsequenzen wegen mutmaßlicher Beteiligung an Verschwörungsdemos. Ermittlungsbehörde prüft Rechtsverstöße.
Die Anklägerin soll laut Tagesspiegel bei einer der großen Verschwörungsdemos Ende August eine Polizeisperre durchbrochen haben, reichsbürgernahe Inhalte auf Facebook teilen und auch vergangenes Wochenende auf der gewalttätigen Demo in Leipzig mitgelaufen sein. Bei beiden Demos randalierten Rechtsextreme und Hooligans, kaperten die Reichstagstreppen oder griffen Journalisten an.
Zwar habe jeder Staatsbürger das Recht, an Demos teilzunehmen und seine Meinung zu äußern, solange diese nicht verboten seien und sich Teilnehmende rechtstreu verhielten, sagte Staatsanwaltschaft-Sprecherin Mona Lorenz, aber es gebe eben auch das Mäßigungsgebot für Beamt:innen. Ob die Staatsanwältin gegen diese Einschränkungen für Mitarbeiter:innen des öffentlichen Dienstes verstößen habe, werde derzeit umfassend geprüft. Weitere Auskünfte könnten dazu momentan allerdings nicht erteilt werden, so Lorenz.
In ähnlicher Weise äußerte sich auch die Justizverwaltung von Senator Dirk Behrendt (Grüne): Mitarbeiter:innen dürften sich politischen engagieren, gleichwohl gelte für Staatsdiener ein Abstandsgebot gegenüber Rechtsextremisten, Antisemiten, Rassisten und Verfassungsfeinden. Ansonsten könne der entstehende öffentliche Eindruck dem Ansehen der Justiz schaden. „Es obliegt nun der Staatsanwaltschaft, als zuständiger Dienstbehörde, zu klären, ob durch außerdienstliches Verhalten der Beamtin das Mäßigungsgebot verletzt wurde“, sagte der Pressesprecher der Justizverwaltung Sebastian Brux.
Hitler, Reichsflagge, Gates
Die querdenkende Staatsanwältin ermittelt offenbar hauptberuflich gegen jugendliche Kriminelle und Straftäter in Polizeidirektion 2, Spandau und Charlottenburg,teilt in ihrer Freizeit aber laut vom Tagesspiegel dokumentierten Facebook-Screenshots jede Menge verschwörungsideologische Inhalte.
So stand auf ihrem Profilbild „Gib Gates keine Chance“. Auch soll sie Beiträge geteilt haben, in dem die Reichsflagge als „Symbol für einen Friedensvertrag“ bezeichnet wird, eine Verschwörungserzählung aus der Reichsbürger-Szene. In einem weiteren Posting habe die Staatsanwältin den Nationalsozialismus verharmlost, als sie eine Adolf-Hitler-Karikatur geteilt hätte, die fragt: „Wollt ihr den totalen Lockdown?“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten