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Berliner ÄmterDas Chaos wird verwaltet

Berlins Behörden sind so schlecht wie ihr Ruf. Das zeigt eine Umfrage der Europäischen Kommission. Damit ist nun belegt, was schon jeder Betroffene wusste.

Liegen lieber lange: Akten der Berliner Verwaltung. Foto: dpa

Schlimm, schlimmer, Berlin: Das ist ein gut und gern gepflegtes Klischee, egal, ob es um das S-Bahn-Chaos geht, um die Pannenserie auf der BER-Baustelle und zuletzt um die steigende Kriminalität am Kottbusser Tor. Nun wird diese Berlin-Bild um ein weiteres hübsches Detail ergänzt: Laut einer Umfrage im Auftrag der Europäischen Kommission bewerten die Berliner ihre Verwaltung miserabel.

61 Prozent der befragten Berliner glauben demnach nicht, dass die Behörden den Bürgern in ihrer Stadt effizient helfen. Unter 79 verglichenen europäischen Städten landet die deutsche Hauptstadt damit auf dem fünftletzten Platz. Wesentlich positiver stehen die Bürger ihrer Verwaltung in Städten wie Zürich, Wien oder Oslo gegenüber, selbst Dortmund und Ankara kommen besser weg. Im Auftrag der Europäischen Kommission waren mehr als 40.000 Menschen zur Lebensqualität in ihren Städten befragt worden.

Was Berlin betrifft, ist das alles nicht ganz neu: Die Umfrage wurde bereits im Januar veröffentlicht, aber erst jetzt bekannt. Vertraut hingegen waren zumindest jedem hiesigen Betroffenen die desolaten Zustände in der Verwaltung. So müssen Berliner meist mehrere Monate auf einen Termin auf dem Bürgeramt warten, obwohl sie verpflichtet wären, zum Beispiel ihre neuen Wohnsitz innerhalb von zwei Wochen anzumelden.

Endlich fassbar

Dass nun das Chaos in Zahlen gefasst wird, macht die ganze Angelegenheit greifbarer – es dürften nur ein paar Tage vergehen, bis die für ihr Berlinbashing bekannte Süddeutsche Zeitung eine ganze Seite 3 dazu bringt.

Positiv vermerkt sei indes, das Berlin bei Frage, ob man der öffentlichen Verwaltung vertrauen könne, mit 59 Prozent Zustimmung im Mittelfeld rangiert. Immerhin. Und wie auch alle anderen einbezogenen deutschen Städte kann Berlin hingegen beim öffentlichen Nahverkehr punkten: Mit 84 Prozent Zufriedenheit gibt es einen sicheren Platz im oberen Drittel. Auch beim kulturellen Angebot steht die Stadt im Vergleich ganz ordentlich da (87 Prozent), ebenso im Gesundheitsbereich (80 Prozent).

In Berlin kommen auch Schulen und andere Bildungseinrichtungen im Vergleich schlecht weg, obwohl immerhin 53 Prozent sich damit zufrieden zeigen. Auch beim Zustand von Straßen und Gebäuden landet die deutsche Hauptstadt mit einem Anteil von 59 Prozent an positiven Äußerungen knapp im unteren Drittel. Für sauber befindet nur eine Minderheit der Berliner (45 Prozent) ihre Stadt.

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1 Kommentar

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  • Als vor 25 Jahren zugereister Berliner kann ich mich nur darüber wundern, wenn immerhin 45 % der Berliner diese Szadt sauber finden - die waren wohl noch nie woanders. Der Beiname "dogshit city" kommt doch nicht von ungefähr. Und bei mir um die Ecke liegt seit mindestens 7 Jahren ein Fahrradwrack an eine Straßenlaterne angeschlossen. Wohlgemerkt im "feinen" Wilmersdorf, nicht im "Problemkiez".

     

    Und Berlin kann beim öffentlichen Nahverkehr punkten? Das S-Bahnchaos wurde ja bundesweit bekannt. Gut, das ist besser geworden. Aber sadistische Busfahrer, die 3 Minuten vor Abfahrzeit 2 m vor dem heranrennenden Fahrgast die Türen schließen, gibt es noch immer zur Genüge.

     

    Wenn 80 % mit dem Gesundheitsbereich zufrieden sind, so hatten die noch keinen Termin als Kassenpatient in der Augenklinik der Charité. Da muß man sich trotz Termins Tagesverpflegung mitnehmen, es kann schon mal 6 Stunden oder länger dauern...

     

    59 % zufrieden mit den Straßen? In einer Stadt, in der marode Brücken jahrelang teilweise gesperrt und nicht repariert werden? Nun ja.

     

    Das alles läßt für mich nur einen Schluß zu: Berliner sind zum guten Teil Masochisten.

     

    Ich fühle mich übrigens ganz wohl hier. Trotz allem.