Bericht zu Folter in Libyen: „Entsetzliche Vergehen“
Flüchtlinge in Libyen sind massiver Folter und sexueller Gewalt ausgesetzt, heißt es in einem Bericht von Amnesty International. Europa trage eine Mitschuld.
Greift die von der EU unterstützte libysche Küstenwache die Menschen auf See auf, werden sie in Internierungslager in dem nordafrikanischen Krisenland zurückgebracht. Menschenrechtler üben immer wieder massive Kritik an den Bedingungen in den Zentren.
Die Migranten würden in Libyen willkürlich inhaftiert und seien „systematisch Folter, sexueller Gewalt, Zwangsarbeit und anderer Ausbeutung ausgesetzt“, erklärte Diana Eltahawy, Amnesty-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika.
Ende 2020 hätten die libyschen Behörden die Misshandlungen der Migranten „legitimiert“, indem sie zwei von Milizen betriebene Internierungslager übernommen hätten, heißt es in dem Bericht. Aus diesen Lagern seien in den vergangenen Jahren hunderte Flüchtlinge und Migranten gewaltsam verschwunden.
Körper gegen Wasser
Amnesty berichtete unter Berufung auf Aussagen Überlebender, Frauen seien in den Lagern „im Austausch für ihre Freilassung oder für lebenswichtige Dinge wie sauberes Wasser“ sexueller Gewalt durch Wachleute ausgesetzt.
Die Menschenrechtsorganisation verurteilte „die andauernde Komplizenschaft europäischer Staaten“ mit Libyen. Die Zusammenarbeit der EU mit Libyen beim Thema Migration und Grenzschutz müsse ausgesetzt werden.
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr fast 900 Migranten bei der Mittelmeerüberquerung gestorben. Laut dem Flüchtlingshilfswerk UNHCR brachte die libysche Küstenwache zwischen Januar und Juni dieses Jahres mehr als 13.000 Menschen nach Libyen zurück – das waren mehr als im gesamten Jahr 2020.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Syrien nach Assad
„Feiert mit uns!“