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Bergmannstraße verändert sichEs könnte radikaler werden

Drei Jahre Bürgerbeteiligung, drei Jahre Aufregung und Ärger: Bei der Begegnungszone Berg­mannstraße schließt sich ein Kreis. Ein Wochenkommentar.

Die Anwohner*innen wollen die Bergmannstraße jetzt doch zur autofreien Zone erklären Foto: Paul Zinken

Erst leisten Anwohner*innen und Gewerbetreibende jahrelang Widerstand gegen die „Begegnungszone Bergmannstraße“, dann lenkt das Bezirksamt scheinbar ein – und am Ende werden selbst die utopischsten Forderungen vom Anfang des Prozesses übertroffen.

Drei Jahre Bürgerbeteiligung, drei Jahre Aufregung und Ärger, am Ende erschienen schon die temporär installierten Parklets vielen zu radikal, zu hässlich, zu anders – obwohl die schon eine abgeschwächte Form dessen waren, was das Bezirksamt ursprünglich vorsah. Insbesondere Ladenbesitzer*innen befürchteten, sie könnten ohne Autoverkehr Kundschaft verlieren. Jetzt präsentiert das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg vier Varianten, wie die Bergmannstraße in Zukunft aussehen könnte – und plötzlich steht die Option im Raum, dass die Autos noch weiter zurückgedrängt werden.

Drei der Vorschläge sehen vor, dass die Bergmannstraße fast komplett autofrei wird. Und alle wollen mehr Aufenthaltsräume und Begrünung. Das überrascht angesichts des lauten Widerstands der letzten Jahre. Was ist mit den Kritikern des Projekts passiert?

Sie haben sich offenbar in die Kommentarspalten des Beteiligungsforums mein.berlin.de verlegt. Dort befürchten die Kommentierenden, die Begegnungszone könnte zur Touristen- und Partymeile mutieren. Und ärgern sich, das sei alles zu teuer und umständlich – eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 Stundenkilometer und ein paar Radarfallen täten es doch auch.

Auf Ablehnung folgt Akzeptanz

Kommentare im Netz geben aber oft kein repräsentatives Meinungsbild wieder. Und immerhin sind die vier Vorschläge das Ergebnis einer Werkstatt, zu der ein Querschnitt der Stra­ßen­be­woh­ne­r*innen eingeladen wurde.

Vielleicht ist das der natürliche Verlauf von Fortschritt? Auf anfängliche Ablehnung gegen alles Neue folgt Akzeptanz – und schließlich Gewohnheit. Irgendwann sind autofreie Straßen so normal, dass niemand mehr darüber nachdenkt. Das wäre ja immerhin eine erfreuliche Erkenntnis: Man muss nur lange genug warten, dann werden die Dinge besser.

Aber selbst wenn sich eine Mehrheit der Anwohner*innen zum konsequenten, radikalen Umbau durchringt: Die Bergmannstraße ist keine direkte Demokratie und bei solch großen Investitionen gilt: Das letzte Wort hat der Senat. Als nächstes präsentiert das Bezirksamt dem BVV einen Vorschlag zur Umsetzung. Dazu muss es aus dem Wunschkonzert und den unterschiedlichen Ansprüchen eine konkrete Empfehlung herausarbeiten.

Es könnte durchaus sein, dass der Senat die Finanzierung am Ende nicht bereitstellt – und der ganze Prozess von vorne losgeht. Anina Ritscher

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8 Kommentare

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  • Ein Konzept zur Verkehrsberuhigung funktioniert in diesen Varianten nur, wenn andere Straßen mehr Verkehr ertragen müssen, z. B. der Mehringdamm.

    Vermutlich wird insgesamt nicht ein Auto weniger fahren.

    Das ist bei der Wiener Str. dasselbe.

    Die elitären Anwohner der Bergmannstr. und der Wiener Str. werden bedient, die Anwohner des Mehringdamms oder der Schlesisches Straße sind die Leidtragenden.

    Wie wäre es mal mit einem vernünftigen Gesamtkonzept?

    • @rero:

      Wiener Str? Das geht denn da ab?

  • Auf Ablehnung folgt Akzeptanz?



    Wenn das Bezirksamt 3 radikale Vorschläge präsentiert, ist das doch noch keine Akzeptanz. Ja, es gibt Kräft, die "autofrei" durchdrücken und hinter den Kulissen "reframen" wollen. Frau Ritscher leistet ihnen mit dem einseitigen Artikel Hilfestellung.

    • @XBurger:

      Was heißt hier ein Querschnitt der Bevölkerung hat entschieden und drei Vorschläge unterbreitet: Fakt ist zu den beiden sogn. Werkstätten waren 30 bzw 40 Personen anwesend, die teilweise erstmalig mit dem Thema beschäftigten. Letztlich haben 2 x 8 Personen und 2 x 10 Personen die nun vorgelegten "Entwürfe" binnen 1 1/2 Stunden erstellt und das wird nun als abschließendes Votum der Bevölkerung vom Bezirksamt verkauft. Hier werden doch die Leute vera....

      • @Toebben:

        Stimmt...