Bergbaustreiks in Südafrika: Mysteriöser Mord heizt Stimmung an
Ein Organisator der Bergbaustreiks wurde ermordet. in der Unruheregion um Rustenburg beginnt daraufhin ein neuer Arbeitskampf.
JOHANNESBURG taz | Noch während Südafrikas Gewerkschaften mit den Minenbossen in Verhandlungen über Massenentlassungen saßen, ist ein Gewerkschafter erschossen wurden. Der regionale Organisator der Gewerkschaft AMCU (Association of Mineworkers and Construction Union) für den Platingürtel in Rustenberg saß am Samstag in einer Fußballkneipe in Photsaneng beim Khomanani-Schacht des Platinförderers Amplats, als vier vermummte Männer eindrangen und auf ihn das Feuer eröffneten. Der 46-jährige Mawethu Khululekile Stevens war sofort tot.
Der Mord kam in einer Atmosphäre, in der sich in Südafrika erneut ein massiver Konflikt in der Bergbauindistrie anbahnt. Am Freitag hatte der weltgrößte Platinförderer Anglo American Platinum (Amplats) angekündigt, 6.000 Kumpels in der Region um Rustenburg zu entlassen und vier Schächte zu schließen.
In Reaktion auf den Mord traten am Dienstag Bergarbeiter in allen 13 Schächten des Minenbetreibers Lonmin rund um Rustenberg in den Ausstand. Medienberichten zufolge wollen die Minenarbeiter bis zu Stevens' Beerdigung am Donnerstag nicht in die Schächte fahren.
Ob der Mord an Stevens mit den geplanten Massenentlassungen zusammenhängt, ist allerdings unklar. Der Gewerkschafter sollte demnächst vor der unabhängigen Kommission aussagen, die die tödlichen Vorfälle am Lonmin-Platinwerk bei Marikana, ebenfalls in der Region, untersucht. Dort waren im vergangenen Jahr 44 Streikende von der Polizei erschossen worden.
AMCU-Sprecher Gaddafhi Mdoda erklärte gegenüber der taz, die Kumpels seien sauer, dass ein Kollege getötet worden ist. Es sehe nach einem Auftragsmord aus. Die junge, radikale AMCU-Gewerkschaft hatte sich 2012 bei den Streiks bei Marikana auch mit der regierungstreuen mächtigsten Bergbaugewerkschaft NUM (National Union of Mineworkers) einen Kampf um Mitglieder geliefert. Zahlreiche NUM-Mitglieder wurden von AMCU abgeworben, darunter 40 Prozent der Amplats-Belegschaft. Amplats gewährte AMCU zähneknirschend das gewerkschaftliche Mandat. NUM will diese Verluste nicht anerkennen.
„Wir haben mit dem Tod des AMCU-Mannes nichts zu tun“, sagte NUM-Sprecher Lesiba Seshoka zur taz. „Wir organisieren unsere Leute nicht in Kneipen, sondern an den Schächten.“ Es handle sich sicherlich um interne AMCU-Führungskämpfe. NUM sitzt auch in Gesprächen mit Amplats. „Wenn das alles nichts nützt, werden wir streiken“, so Seshoka.
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