Belastung deutscher Fußballerinnen: Hoher Preis für Sichtbarkeit
Vor der DFB-Pokalrunde und der Auslosung der EM-Qualifikation wissen die DFB-Frauen bereits: die Sommerpause fällt dürftig aus.
![Popp hält sich Hände vors Gesicht Popp hält sich Hände vors Gesicht](https://taz.de/picture/6866061/14/Frauenfussball-1.jpeg)
Frankfurt gegen Duisburg hieß im deutschen Frauenfußball mal ein Duell, in dem sich die Besten begegneten. Damals war noch vom 1. FFC Frankfurt und dem FCR Duisburg die Rede. Wenn jetzt Eintracht Frankfurt und der MSV Duisburg im Viertelfinale des Pokals (Dienstag 18.30 Uhr) aufeinandertreffen, sind die beiden reinen Frauenvereine längst Geschichte. Die neuen Trägerklubs finden sich in unterschiedlichen Positionen: Während der MSV um den Klassenerhalt bangt, verfolgt die Eintracht ambitionierte Ziele. Frankfurts Trainer Niko Arnautis spricht davon, dass der „Traum aufs Finale“ weiterlebt.
Der Bundesliga-Dritte ist klarer Favorit wie der Meister FC Bayern bei Carl-Zeiss Jena und der Titelverteidiger VfL Wolfsburg bei der TSG Hoffenheim. Das Viertelfinale komplettiert das West-Duell Bayer Leverkusen gegen SGS Essen, wobei der Werksklub seine Spielerinnen mit dem Umzug an die Heimstätte des Männerteams anspornt. Der Bezahlsender Sky bietet eine Live-Konferenz der zeitgleichen Begegnungen.
Gut möglich, dass im Halbfinale die namhaften Lizenzvereine unter sich sind. Deren Strahlkraft spielt nach wie vor die Schlüsselrolle, die Aufmerksamkeit zu vergrößern. Der 1. FC Köln setzt nach dem Internationalen Frauentag am Freitag ein Zeichen, in dem das Bundesligaspiel gegen Werder Bremen (Sonntag 14 Uhr) im großen Stadion steigt. Vor einem Jahr erzielte man hier mit 38.365 Fans eine neue Bestmarke. Die Highlightspiele haben mitgeholfen, die Basis auch für den Alltag zu verbreitern.
Bei knapp 2.700 Besuchern liegt der Liga-Schnitt – immerhin fast dreimal so viel wie vor der EM 2022. Im Vorjahr vermeldete der DFB zudem erstmals ein ausverkauftes Haus für das seit 2010 in Köln ausgetragene Pokalfinale. Dass die Nationalspielerinnen ungeachtet des desaströsen WM-Auftritts immense Beliebtheit besitzen, hat die Quote von 5,59 Millionen TV-Zuschauern beim Entscheidungsspiel um die Olympia-Qualifikation gegen die Niederlande gezeigt. Die nächsten Höhepunkte kündigen sich schon an: Am Dienstag (13 Uhr) lost die Uefa die EM-Qualifikation aus.
Mehr Spannung und Vermarktung
Die oft wenig aussagekräftigen Qualifikationsspiele werden nun durch ein Ligen-System ersetzt. Als Grundlage dient die neue Nations League: Deutschland ist zwar als Teilnehmer am Final Four wie Spanien, Frankreich und Niederlande im ersten Topf gesetzt, kann aber in der A-Liga trotzdem eine Gruppe mit Vizeweltmeister England, dem WM-Dritten Schweden und Irland erwischen. Österreich, Island und Tschechien wären eine leichtere mögliche Variante.
Die Gruppensieger und -zweiten sind direkt bei der EM-Endrunde 2025 in der Schweiz dabei, die restlichen Plätze werden über zwei Playoff-Runden im Herbst vergeben. Uefa-Direktorin Nadine Keßler verspricht sich vom neuen Modus mehr Spannung und bessere Vermarktungsmöglichkeiten, wobei die Sponsoring- und Medienrechte noch bei den Nationalverbänden geblieben sind. Für einige dreht die frühere Weltfußballerin dennoch das Rad ein bisschen zu schnell.
Dass die drei Doppelspieltage der EM-Qualifikation bis zum Sommer durchgezogen werden, ist für Nationalteams, die wie die DFB-Frauen das Paris-Ticket gelöst haben, grenzwertig. Denn auf das letzte EM-Qualifikationsspiel am 16. Juli folgt direkt das olympische Fußballturnier (26. Juli bis 11. August). Erneut haben Popp und Co. keine richtige Sommerpause. Im Ringen um mehr Sichtbarkeit für den Frauenfußball werden solche Nachteile in Kauf genommen.
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