Bayern ist Meister im Frauenfußball: Endlich wieder Weißbier
Der FC Bayern München gewinnt 2:1 bei Bayer Leverkusen. Vielleicht ist dies der Beginn einer Bayern-Hegemonie im Frauenfußball.
Der deutsche Fußball muss doch nicht auf die gewohnten Bilder mit Weißbierduschen verzichten, die von Protagonisten im Trikot des FC Bayern angezettelt werden. Was die Männer verpassten, haben am Samstagnachmittag nämlich die Frauen geschafft: Nach dem 2:1-Arbeitssieg bei Bayer Leverkusen zettelten Giulia Gwinn und ihre Mitspielerinnen indes nur eine Party mit gebremstem Schaum an. „Wir haben am Donnerstag noch ein großes Ziel und feiern nur ein bisschen“, verriet Torschützin Linda Dallmann. Die ganze Konzentration gelte bereits dem DFB-Pokalfinale gegen den neunmal in Folge siegreichen VfL Wolfsburg im längst ausverkauften Kölner Stadion (Donnerstag 16 Uhr/ZDF und Sky).
Es entbehrte nicht einer gewissen Pikanterie, dass sich die Münchnerinnen ausgerechnet in Leverkusen im Ulrich-Haberland-Stadion gleich neben der BayArena den Titel sicherten. „Das ist natürlich eine schöne Geschichte“, jubelte Präsident Herbert Hainer, der als erster FCB-Offizieller den in Wolfsburg so verhassten Begriff von der Wachablösung in den Mund genommen hatte. Sollte Bayern erstmals das Double einfahren, hätten sich die Machtverhältnisse definitiv verschoben – der Rest wäre Definitionssache. Dass der Werksklub auch wirtschaftlich nicht mehr mit Bayern mithalten kann, ist ein offenes Geheimnis.
DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich hat recht, wenn sie dem alten und neuen Meister „Herzblut, Leidenschaft und Expertise“ zuschreibt. Gerade in den Spitzenspielen gegen den Vizemeister Wolfsburg und Drittplatzierten Eintracht Frankfurt bestach der von der ehemaligen Nationalspielerin Bianca Rech zusammengestellte Luxuskader durch enorme Effizienz.
Trainer Alexander Straus holte die Schale erneut auf den Campus, weil die Balance stimmte. Gerade mal sieben Gegentore in 20 Spielen dienen als Beleg, dass die von der Isländerin Glodis Perla Viggosdottir überragend organisierte Defensive den Grundstein legt. In der Offensive steht mit Pernille Harder, Klara Bühl und Lea Schüler viel individuelle Qualität zur Verfügung. Und die Engländerin Georgia Stanway gilt als eine der besten Mittelfeldspielerinnen der Welt.
Auf dem Sprung zum internationalen Klub
Eigentlich erstaunlich, dass sich so viel Prominenz bereits in der Gruppenphase der Champions League verabschiedet hat. International um den Titel zu spielen, wird der bayrische Anspruch in der Zukunft sein. Nicht umsonst versprach Straus, „in der nächsten Saison auch in der Champions League anzugreifen – wir werden massiv sein!“ Das Halbfinale müsste Minimalziel sein.
„Der insgesamt sechste Meistertitel und das Erreichen des Finale im DFB-Pokal unterstreichen, welch großen Schritte der Verein in den vergangenen Jahren gemacht hat“, teilte DFB-Präsident Bernd Neuendorf mit. Als der fast zeitgleich mit dem SSV Ulm 1846 in die 2. Männer-Bundesliga aufgestiegene Erfolgstrainer Thomas Wörle 2015 und 2016 die Bayern zum Meister machte, waren die Bedingungen für die Frauenabteilung tatsächlich noch amateurhaft. Inzwischen unterlässt auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß die Lästereien über den Frauenfußball.
DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch verband ihre Gratulation mit der Forderung, dass „Investitionen innerhalb der Klubs unabdingbar“ seien, um die Liga nach vorne zu bringen. Wie wäre es, wenn auch der Verband sich um eine noch bessere Vermarktung kümmert und endlich die vielfach geforderte Aufstockung auf den Weg bringt? Der Unterhalt eines Bundesligateams bleibt in den Lizenzvereinen hochdefizitär.
Aktuell ist neben Bayern nur Frankfurt in der Lage, Topspielerinnen trotz attraktiver Auslandsangebote zu binden. Mit der Verpflichtung der Wolfsburger Leistungsträgerin Lena Oberdorf bauen Münchens Fußballerinnen ihre Vormachtstellung demnächst noch aus. Es könnte sein, dass sich bei den Frauen für die nächsten Jahre eine Langeweile im Meisterschaftskampf einstellt, die bei den Männern gerade überwunden wurde.
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