Beginn der Filmfestspiele von Venedig: Hollywood ohne Stars

Lidokino 1: Heute beginnen die Filmfestspiele von Venedig. Ein bisschen stehen auch sie im Zeichen des Streiks in den USA.

Eventsätte der Filmfestspiele von Venedig

Leer wird der rote Teppich trotzdem nicht bleiben Foto: Claudio Onorati/imago

Die Internationalen Filmfestspiele von Venedig, die heute auf dem Lido beginnen, können sich freuen. Vom Streik in Hollywood ist ihr Programm fast nicht betroffen. Lediglich ein Film fehlt dieses Jahr in der Auswahl: Der Tennis-Liebesfilm „Challengers“ von Luca Guadagnino wird heute nicht, wie ursprünglich gedacht, zur Eröffnung laufen.

Stattdessen gibt es zum Auftakt der 80. Ausgabe der Mostra internazionale d’arte cinematografica jetzt Edoardo De Angelis’ Kriegsdrama „Comandante“ über den italienischen U-Boot-Kapitän Salvatore Todaro, der im Zweiten Weltkrieg ein belgisches Handelsschiff versenkte und anschließend dessen Besatzung rettete, wobei er sich und seine Mannschaft gefährdete.

Abgesehen von Guadagnino beziehungsweise seinen Darstellern kommt dieses Jahr jedoch reichlich Prominenz aus Hollywood auf die Leinwand. Die Regisseurin Sofia Coppola präsentiert im Wettbwerb ihr Biopic „Priscilla“ über Priscilla Beaulieu, die später den Familiennamen ihres Ehemanns Elvis Presley annahm.

Coppolas Kollege Bradley Cooper hat mit „Maestro“ das Leben des Dirigenten Leonard Bernstein verfilmt, mit Cooper selbst in der Hauptrolle. Auch Michael Mann erzählt in „Ferrari“ das Leben einer Berühmtheit, des Rennfahrers und späteren Sportwagenherstellers Enzo Ferrari. Daneben ist David Fincher mit der Comicverfilmung „The Killer“ am Lido vertreten.

Hollywoodschauspieler bleiben fern

Eigentlich alles wie gewohnt, da in Venedig inzwischen traditionell die Anwärter für die kommenden Oscars vorgestellt werden. Mit dem kleinen Unterschied, dass viele der Stars aus diesen Filmen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht auf dem roten Teppich erscheinen. Durch den Streik in Hollywood dürften die Schauspieler Hollywoods ihrer Zugehörigkeit zur Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA wegen den Filmfestspielen komplett fernbleiben, selbst Bradley Cooper, der als Regisseur ja in zweifacher Funktion antritt.

Ausnahmen könnte es für Filme geben, die außerhalb des Studiosystems von Hollywood entstanden, wie Manns „Ferrari“. Womöglich bleiben die Hauptdarsteller Adam Driver und Penelope Cruz allerdings aus Solidarität zu Hause.

Einen leeren roten Teppich müssen die Besucher ohnehin nicht befürchten, sind doch reichlich Stars aus anderen Teilen der Welt zu erwarten. So tritt der Franzose Bertrand Bonello mit Léa Seydoux in seinem Wettbewerbsfilm „La bête“ an, der Däne Nikolaj Arcel kann für seinen „Bastarden“ mit Mads Mikkelsen gegenhalten, und im italienischen Wettbewerbsbeitrag „Lubo“ von Giorgio Diritti spielt Franz Rogowski die Hauptrolle.

Unter den italienischen Stars ist der vielbeschäftigte Pierfrancesco Favino gleich zweimal dabei: einmal als Hauptdarsteller in „Comandante“ und ebenfalls in Stefano Sollimas „Adagio“. Aus Deutschland ist Timm Krögers Film noir „Die Theo­rie von allem“ im Rennen um den Goldenen Löwen.

Polanski und Allen außer Konkurrenz

Krawallpotenzial wäre unter den älteren Herrschaften zu vermuten, denn mit Roman Polanski und Woody Allen sind zwei Regisseure in der Auswahl gelandet, die beide in der Kritik stehen, weil ihnen Vergewaltigung (Polanski) oder sexueller Missbrauch (Allen) vorgeworfen wird. Polanski ist zudem wegen „außerehelichen Geschlechtsverkehrs mit einer Minderjährigen“ verurteilt. Ihre neuen Filme laufen außer Konkurrenz.

Wie auch ein neuer Film der inzwischen 90 Jahre alten italienischen Regisseurin Liliana Cavani, fast 50 Jahre nach ihrem oft missverstandenen Klassiker „Der Nachtportier“ von 1974. Auf ihren Spielfilm „L’ordine del tempo“ (Die Ordnung der Zeit) nach dem gleichnamigen Sachbuch des Physikers Carlo Rovelli darf man sehr gespannt sein.

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Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.

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