Bedeutung der Wahl für Klima: USA raus aus Paris-Deal
Der Austritt der Vereinigten Staaten aus dem UN-Klimaabkommen ist jetzt wirksam. Der Weg zurück ist formal einfach, politisch kompliziert.
Mit dem Ergebnis der Wahlen, die bis in die frühen Morgenstunden des Mittwochs andauern sollten, entscheidet sich also auch die Zukunft der US-Klimapolitik.
„Wir werden zum Paris-Abkommen zurückkehren, wir werden wieder die Welt anführen“, sagte Biden in einer Wahlkampfrede im Juli. Zumindest Ersteres wäre einfach. Nachdem ein Land den Vertrag ratifiziert hat, vergehen 30 Tage Wartezeit – dann ist das betreffende Land Mitglied. Wenn die USA das vor dem 9. Oktober 2021 tun, können sie bei der nächsten Weltklimakonferenz im November 2021 ganz normal mitverhandeln.
Die Kündigung hat viel länger gedauert, nämlich insgesamt vier Jahre. Austreten kann ein Land nach der Ratifizierung des Paris-Abkommens drei Jahre lang überhaupt nicht. Danach kann es kündigen, die Kündigung wird aber erst nach weiteren zwölf Monaten wirksam. Das erschwert klimaschutzunwilligen Regierungen den Austritt binnen einer Wahlperiode – macht ihn aber nicht unmöglich: Trump hatte den Ausstieg so früh eingeleitet, dass der Prozess innerhalb seiner Amtszeit beendet werden konnte.
Neuverhandlung als Chance
Ein Selbstläufer wäre auch ein Wiedereintritt nicht. Denn das Klimaziel, das die USA den Vereinten Nationen bisher gemeldet hatten, ist mit dem Austritt verfallen und muss innenpolitisch neu ausgehandelt werden. „Das birgt Unsicherheit“, meint der Energieökonom Reimund Schwarze vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, ein langjähriger Beobachter der internationalen Klimadiplomatie. „Es ist aber auch eine Chance, erneut eine Führungsrolle im Bereich des internationalen Klimaschutzes zu erlangen.“
Das erste Paris-Klimaziel der USA galt als klimapolitisch schwach – aber trotzdem als diplomatischer Durchbruch. Das liegt daran, dass es in Koordination mit China entstand. Beide Länder hatten sich zuvor gegenseitig blockiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe