Bayern unterliegt Dortmund: Historischer Fehlstart
Sieben Spiele, acht Punkte und ein negatives Torverhältnis. Die Bayern sind frustriert. Trotz einer dominanten ersten Halbzeit treffen sie das Tor nicht. Die Dortmunder hingegen schon.
DORTMUND dpa | Für den deutschen Rekordmeister FC Bayern München rückt die Titelverteidigung nach einem historischen Fehlstart schon früh in fast unerreichbare Ferne. Statt der erhofften Aufholjagd musste das Team von Trainer Louis van Gaal am Sonntag mit dem 0:2 (0:0) bei Borussia Dortmund einen weiteren Rückschlag in der Fußball- Bundesliga hinnehmen. Damit liegt das Star-Ensemble nach sieben Spieltagen als 12. bereits 13 Punkte hinter dem Tabellenführer aus Mainz und zehn Zähler hinter dem Zweiten aus Dortmund zurück.
Vor 80.720 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park besiegelten Torjäger Lucas Barrios (52.) mit seinem vierten Saisontreffer und der türkische Nationalspieler Nuri Sahin (60.) mit einem herrlichen Freistoß die dritte Saison-Niederlage des Champions- League-Finalisten. Trotz überlegen geführter erster Hälfte wurden die Bayern wieder Opfer ihrer Abschlussschwäche. "Es wird sehr schwer, aber wir müssen weiter den Glauben haben", sagte van Gaal. Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer befand: "Der Rückstand ist natürlich wahnsinnig hoch. Normalerweise ist das nicht mehr aufzuholen."
Die bittere Bayern-Bilanz sind acht Punkte und ein negatives Torverhältnis - schlechter starteten die Münchner noch nie in eine Bundesliga-Saison. Beim Wiesn-Besuch am Montag dürfte die eine oder andere Frust-Maß angesagt sein. "Jeder einzelne Spieler muss sich hinterfragen: Macht er alles für den Erfolg?", sagte Bayern-Kapitän Mark van Bommel frustriert.
Hannover - St. Pauli 0:1
Hamburg - Kaiserslautern 2:1
Mainz 05 - Hoffenheim 4:2
Mönchengladbach - Wolfsburg 1:1
Freiburg - Köln 3:2
Nürnberg - Schalke 2:1
Stuttgart - Frankfurt 1:2
Leverkusen - Bremen 2:2
Dortmund - München 2:0
* * *
Tabelle:
1. Mainz 05 18:7 Tore / 21 Punkte
2. Dortmund 18:5 / 18
3. Hannover 11:8 / 13
4. Leverkusen 15:12 / 12
5. Freiburg 11:11 / 12
6. Hoffenheim 13:10 / 11
7. Hamburger SV 12:11 / 11
8. Wolfsburg 12:11 / 10
9. St. Pauli 8:8 / 10
10. Frankfurt 11:9 / 9
11. Nürnberg 7:8 / 9
12. München 5:8 / 8
13. Bremen 11:16 / 8
14. Kaiserslautern 9:13 / 7
15. Mönchengladbach 11:20 / 6
16. Köln 7:13 / 5
17. Schalke 04 8:14 / 4
18. Stuttgart 12:15 / 3
Die Dortmunder Südtribüne dagegen sang nach dem sechsten Sieg in Serie beseelt "Ihr könnt nach Hause fahren" und schwenkte weiße Taschentücher. "Das ist heute ein sehr schöner Abend", sagte BVB- Manager Michael Zorc. Die Spieler drehten eine Ehrenrunde und Sahin schwärmte: "Wir haben gegen die beste Mannschaft Deutschlands gewonnen. Darauf können wir stolz sein."
Dabei traten die Bayern 45 Minuten lang dominant auf wie selten in dieser Saison - bis die jungen BVB-Profis nach dem Wechsel ihren Respekt ablegten und den Spielverlauf auf den Kopf stellten. "Am Ende haben wir verdient gewonnen", sagte Zorc nach der Leistungsexplosion.
Überraschend hatte van Gaal den bislang glücklosen Stürmer Mario Gomez erstmals in dieser Saison von Beginn an in den Angriff beordert und Edson Braafheid in der Abwehr aufgeboten. Miroslav Klose und Ivica Olic saßen zunächst nur auf der Bank. Und der 35-Millionen-Mann stand bei vier Chancen vor der Pause (7./26./41./44.) im Blickpunkt, scheiterte aber jeweils unglücklich oder unkonzentriert. Bis zur Pause blieb Bayern-Schlussmann Jörg Butt quasi beschäftigungslos. Die junge BVB-Elf startete fast schon ehrfürchtig.
Nach dem unglücklichen 0:1 in der Europa League am Donnerstag gegen den FC Sevilla wirkten die schwarz-gelben Jungstars müde und zitterten sich in die Erholungsphase nach den ersten 45 Minuten. Was auch immer Dortmunds Trainer Jürgen Klopp in der Kabine seinen Spielern mit auf den Weg gegeben hatte - es zeigte Wirkung.
Torjäger Barrios stellte mit einem Tor aus dem Nichts den Spielverlauf auf den Kopf. Nach missglückter Kopfball-Abwehr des eingewechselten Martin Demichelis überwand der Nationalstürmer Paraguays den machtlosen Butt. Nur acht Minuten später ließ Sahin vor den Augen seines türkischen Nationaltrainers Guus Hiddink mit einem direkt verwandelten Freistoß ins obere Toreck Butt keine Chance.
Als Barrios ausgewechselt wurde, erhoben sich die Dortmunder Fans von ihren Sitzen und feierten den Angreifer. Die Münchner fanden auf einmal kein Mittel mehr gegen die nun clever auftrumpfenden Gastgeber. Demichelis erwies sich als Sicherheitsrisiko, nach vorne ging in der zweiten Hälfte (fast) nichts mehr. Mit "Nuri"- Sprechchören verabschiedeten die Fans Sahin bei seiner Auswechslung - am Freitag trifft er einige Bayern-Profis wieder beim EM-Qualifikationsspiel gegen die DFB-Auswahl in Berlin.
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