Bayern-Präsident äußert sich: Hoeneß denkt über Rücktritt nach
Reumütig zeigt sich Uli Hoenß im Interview mit der „Zeit“. Er schließt nicht mehr aus, von seinen Ämtern beim FC Bayern zurückzutreten - aber erst nach dem CL-Finale.
MÜNCHEN dpa | Ein reumütiger Uli Hoeneß hat sich erstmals umfangreich zu seiner Steueraffäre geäußert und einen Rücktritt von seinen Ämtern beim FC Bayern München nicht mehr ausgeschlossen. „Wenn ich das Gefühl habe, dass meine Person dem Verein schadet, werde ich Konsequenzen ziehen. Andererseits steht der Verein sportlich und wirtschaftlich so gut da wie nie zuvor - und daran habe ich auch einen großen Anteil. Auf keinen Fall werde ich vor dem Finale der Champions League zurücktreten“, erklärte der Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende im Interview der Zeit.
Die letzten Tage, als sich sein öffentliches Bild vom mächtigen Bayern-Patriarchen mit Herz zum Steuersünder und Buhmann gewandelt hatte, haben dem Vereinspatron des deutschen Fußball-Rekordmeisters jedenfalls schwer zu schaffen gemacht. „Es ist eine Situation, die kaum auszuhalten ist“, gestand Hoeneß. Voller Reue bekennt sich der 61-Jährige zu seinen Börsen-Zockereien und schließt auch ein Gerichtsverfahren nicht aus. Seinen FC Bayern aber nimmt er gegen jeden Verdacht in Schutz.
Seit dem 20. April steht Hoeneß durch das Bekanntwerden seiner Selbstanzeige im Zentrum eines öffentlichen Sturms. „Wer Steuern hinterzieht, verhält sich verantwortungslos oder gar asozial“, sagte Bundespräsident Joachim Gauck dem Stern. Zum Fall Hoeneß stellte Gauck in dem ebenfalls am Mittwoch verbreiteten Interview klar: „In unserem Land darf es in rechtlichen und moralischen Fragen nicht zweierlei Standards geben, einen für die Starken und einen für die Schwachen. Niemand darf selbst entscheiden, ob er Steuern zahlt oder nicht.“
Hoeneß will für seine „große Torheit“ einstehen und sie „so gut wie möglich korrigieren“, wie er der Zeit versicherte. „Ich habe Riesenmist gebaut, aber ich bin kein schlechter Mensch“, beteuerte er. Eigentlich sei er davon ausgegangen, keine Strafverfolgung befürchten zu müssen. Am 20. März habe jedoch morgens um sieben Uhr die Staatsanwaltschaft an der Tür seines Hauses am Tegernsee geklingelt. „Da begann die Hölle für mich“, sagte Hoeneß. Gegen ihn lag sogar ein Haftbefehl vor, der aber gegen die Zahlung einer Kaution in Millionenhöhe außer Vollzug gesetzt wurde.
„Ich gehöre nicht mehr dazu“
Verbindungen seines Schweizer Kontos zum FC Bayern bestritt der Weltmeister von 1974. „Dieses Konto war ganz allein Uli Hoeneß“, sagte er. Auch die Vereinsspitze hatte stets von einer Privatangelegenheit gesprochen und Hoeneß den Rücken gestärkt. Einen Rücktritt als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender hatte Hoeneß bislang abgelehnt.
Er rechne nicht damit, dass ihm das Kontrollgremium der FC Bayern AG nahelegen werde, die Ämter zumindest bis zur Klärung der Sache ruhen zu lassen. „Aus heutiger Sicht nein, aber ich kann die Entwicklung der nächsten Tage nicht voraussehen“, betonte er. Der neunköpfige Aufsichtsrat tagt am kommenden Montag in München. „Das ist eine Entscheidung, die nur Uli Hoeneß gemeinsam mit dem Aufsichtsrat fällen kann“, sagte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge der Bild am Feiertag.
Hoeneß räumte ein, mit seiner plötzlichen Rolle am öffentlichen Pranger ein „großes Problem“ zu haben. „Ich fühlte mich in diesen Tagen auf die andere Seite der Gesellschaft katapultiert, ich gehöre nicht mehr dazu“, sagte er. Nachts schlafe er schlecht. „Ich wälze mich und wälze mich. Und dann wälze ich mich nochmal. Und denke nach, denke nach und verzweifle“, verriet Hoeneß. „Ich denke Tag und Nacht an meinen Fehler und an das, was ich meiner Familie angetan habe. Ich kann diesen Gedanken nicht zulassen“, fügte er hinzu.
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