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Bauernland in InvestorenhandGute Großgrundbesitzer

Anleger kaufen verstärkt Äcker auf – oft in Ostdeutschland. Während die Agrarminister besorgt reagieren, kämpft der Ökolandbau mit massiv steigenden Pachten.

Innerhalb von drei Jahren erhöhten sich die Durchschnittspreise für Ackerland in Ostdeutschland extrem: von 4.200 Euro (2007) auf 7.800 Euro (2010). Bild: dpa

BERLIN taz | Nicht nur in Afrika oder Lateinamerika ist der Aufkauf von landwirtschaftlichen Flächen durch Finanzinvestoren ein Problem. Auch hierzulande wächst das Interesse an Landkäufen, wie eine Studie des Bundeslandwirtschafts-ministeriums nahelegt. Insbesondere in Ostdeutschland werden landwirtschafts-fremde Käufer vorstellig. Die Nachfrage verteuert die Böden.

„In Deutschland sind die Kauf- und Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen in den letzten fünf Jahren stark angestiegen“, stellen die Autoren fest. Von 4.200 Euro im Jahr 2007 auf 7.800 Euro im Jahr 2010 erhöhten sich die Durchschnittspreise in Ostdeutschland. In Brandenburg kletterten die Notierungen pro Hektar um 144 Prozent. In einzelnen Landkreisen wie der Uckermark verzeichnen die Fachleute sogar eine Verdreifachung der Werte.

Mitunter, so konstatieren die Gutachter, treten die neuen Eigentümer wie gute Großgrundbesitzer vor 100 Jahren auf und unterstützen die Dorfgemeinschaft. Die Investoren sind nicht per Definition Heuschrecken, Die GLS Bank hat zum Beispiel über einen Fonds Flächen erworben, die Biobauern zur Verfügung gestellt werden. Andere bauen auf den Flächen Sonnen- oder Windkraftwerke.

Doch auch die Forscher konnten nicht genau klären, in welchem Umfang und mit welchen Folgen die Finanzprofis am Werk sind. Denn insgesamt hält sich das meldepflichtige Verkaufsvolumen bundesweit noch in Grenzen. Nur 1 Prozent der Flächen wechseln jährlich den Besitzer.

Trend zur Kapitalbeteiligung

Trotzdem keimen bei den Agrarministern der betroffenen Länder zunehmend Sorgen. Denn der Trend geht nicht zum Direktkauf von Grund und Boden, sondern hin zu einer Kapitalbeteiligung an Landwirtschaftsunternehmen. Derlei Verschiebungen in den Besitzverhältnissen werden nirgendwo systematisch erfasst. „Es sind immer mehr außerlandwirtschaftliche Investoren vertreten“, beobachtet Sachsen-Anhalts Fachminister Onko Aeikens (CDU).

Und das hat unerwünschte Nebenwirkungen, denn auch der Pachtgrund wird immer teurer. „Der Ökolandbau stößt aufgrund der höheren Pachten an Grenzen“, kritisiert Christoph Dahlmann von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Biolandwirte können die höheren Ausgaben nicht erwirtschaften.

Auch sieht die AbL die Tendenz zu einer noch intensiveren Landwirtschaft, wenn sie wegen der gestiegenen Kosten rentabler arbeiten muss. Nun soll eine zweite Studie Aufschluss über die tatsächliche Verbreitung echter oder vermeintlicher Heuschrecken geben.

Danach wollen Bund und Länder erörtern, ob der bestehende gesetzliche Rahmen ausreicht, um unerwünschte Landnehmer fernzuhalten. Aeikens ist davon überzeugt, dass Änderungen nötig sind. „Der Bodenmarkt hat sich geändert“, stellt der Minister fest, die Gesetze würden noch aus der Mitte des letzten Jahrhunderts stammen, als Kapitalgesellschaften auf dem Land keine Rolle spielten. Der Einstieg über den Umweg einer Firmenbeteiligung ließe sich derzeit nicht verhindern.

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2 Kommentare

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  • V
    Valentin

    Mir dreht sich beim Lesen dieses Berichtes der Magen um. Das überbordende Kapital zerstört unsere Welt, langsam und subtil, aber unaufhaltsam.

     

    Jetzt geht es los. Die Finanzelite krallt sich jetzt langsam das wertvollste, was eine Gemeinschaft hat, den Grund und Boden. Und wird dann in ihrem Sinne darüber bestimmen. Geld ist Macht. Wo soll das enden?

     

    Wir wachen erst auf, wenn wir selbst für die Benutzung des Bürgersteigs noch eine Maut an irgendwelche private "Investoren" entrichten müssen.

  • H
    Hank_the_Knife

    Da fällt einem doch das Frühstück aus dem Gesicht. Damit das Spekulanten-und Anleger Gesocks seine virtuellen Milliarden parken kann, wird gesunden Kleinbetrieben das Überleben unmöglich gemacht. Feudalverhältnisse wie vor 200 Jahren, und unsere Politdiletanten lassen sich mal wieder alternativlos vom Großkapital am Nasenring durchs Dorf ziehen.

    Dagegen hilft nur Bewährtes: Pachtzahlung verweigern, enteignen, Gründung von lokalen genossenschaftlich organisierten Betrieben, auf Landesebene vernetzt.

    Das würde auch politisch eine interessante Bewegung lostreten.