Bauern in Frankreich protestieren: Traktoren gegen die Palmölindustrie
Zahlreiche Bauern protestieren in Frankreich gegen den Import von Palmöl. Sie fürchten die Konkurrenz für heimischen Biosprit.
Seit Montagfrüh protestieren in ganz Frankreich Landwirte gegen eine massive Einfuhr von Palmöl aus Indonesien, das zu Biotreibstoff verarbeitet werden soll. Mit ihrem Protest wollen sie Druck auf die Regierung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron machen. Diese hat ihre Zustimmung zu jährlichen Importen von 400.000 Tonnen Palmöl an Total gegeben. Vor den wichtigsten Raffinerien und Treibstofflagern haben die Bauern mit ihren Traktoren und ganzen Ladungen von Erde und Mist die Zufahrten gesperrt, um so die Produktion und die Lieferung zu unterbinden – so wie bei der Total-Raffinerie Grandpuits.
Für die meisten Produzenten hier vor Ort ist der fetthaltige Raps mittlerweile zum Haupterwerbszweig geworden, weil dieser Anbau einträglicher ist als Getreide. Und diese existenziellen Einkünfte wollen sie sich nicht durch eine Konkurrenz aus Asien gefährden lassen. Schon gar nicht von den Einfuhrverträgen für Palmöl, dessen Anbau etwa in Malaysia die Rodung riesiger Tropenwälder bedingt und auch für die Arbeitsbedingungen in der Produktion kritisiert wird.
Für ein Mal also haben die französischen Landwirte, die sonst gegen neue Umweltnormen oder Pestizidverbote protestieren, die Klima- und Naturschützer auf ihrer Seite. Dass ausgerechnet der ehemalige Umweltaktivist und heutige französische Umweltminister Nicolas Hulot die Verträge von Total mit Indonesien abgesegnet hat, ist in den Augen der Bauern ein Skandal.
Mathieu Beaudouin ist ihr lokaler Wortführer. Zusammen mit mehr als 200 Kollegen des Bauerngewerkschaftsdachverbands FNSEA und deren Jugendorganisation aus dem Departement Seine-et-Marne sperrt er an diesem regnerischen Montagmorgen die Zugänge zum Raffineriegelände Grandpuits. Mehrere Traktoren sind quer davor geparkt. „Die Landwirtschaft, wie wir sie nicht wollen“, haben die Protestierenden auf ein Spruchband geschrieben, auf einer Tafel des Betreibers Total steht nun: „Macron – welch ein Blödsinn“.
Besonders kämpferisch: Landwirte
„Uns Landwirten in Frankreich werden immer mehr Auflagen gemacht. Und bei den Importen schaut die Regierung weg. Das ist ein Widerspruch, den wir nicht akzeptieren können“, protestiert Beaudouin, ein Hüne mit wettergegerbtem Gesicht.
Er unterstützt darum die Forderung seines Verbands, der verlangt, dass Agrarimporte grundsätzlich dieselben Normen wie EU-Produkte erfüllen müssen. Das sei bei der Palmölherstellung nicht der Fall, geben die Rapsproduzenten an. Doch nur dann wäre der Wettbewerb einigermaßen fair, sagt Beaudouin. Eine Tonne importiertes Palmöl aus Indonesien kostet den Erdölproduzenten 100 bis 150 Euro weniger als eine vergleichbare Menge Raps oder Soja.
Der Landwirtschaftsminister Stéphane Travert hat am Montag erklärt, es gebe in dieser Frage nichts zu verhandeln, denn Frankreich respektiere seine Abkommen. Respekt verlangen von ihm aber auch Beaudouin und seine Kollegen. Sie haben sich mit Zelten und Grillzubehör darauf eingerichtet, vor der Raffinerie auszuharren.
„So lange wie nötig“, sagen sie mit der sturen Entschlossenheit, mit der sich die französischen Bauern seit Jahrhunderten auflehnen, wenn sie sich von Obrigkeiten mit Arroganz behandelt sehen. Sie erhoffen sich allerdings doch ein Entgegenkommen von einem Treffen einer FNSEA-Delagation mit Präsident Emmanuel Macron am Dienstag.
Der kann nun wirklich nicht auch noch einen Konflikt mit den traditionell besonders kämpferischen Landwirten brauchen. Seine Regierung hat mit ihren Reformen schließlich schon die Eisenbahner, MittelschülerInnen und Studierenden gegen sich aufgebracht.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!