Bauern feiern neue Pflanze für Biogas: Ende der Vermaisung
Sie benötigt keine Unkrautvernichtungsmittel, Honigbienen stehen drauf: Die Biogasbranche findet die Silphie „sensationell“.
Bislang sprachen für die Bauern ganz praktische Argumente gegen den Anbau des Korbblütlers als Energiepflanze. Einerseits die hohen Kosten im ersten Jahr, weil die Pflanze in Form von Setzlingen auf das Feld gebracht werden musste. Außerdem, dass die Silphie erst im zweiten Jahr Erträge bringt – den Landwirten blieb also ein Jahr ohne Einnahmen.
Beide Nachteile seien nun beseitigt worden, sagt Ralf Brodmann, einer der Landwirte aus Ostrach. Denn zum einen habe man es geschafft, die Keimfähigkeit des Saatguts auf 90 Prozent zu steigern. Deshalb benötigen die Landwirte keine Setzlinge mehr. Darüber hinaus ist auch das Problem des einjährigen Ertragsausfalls gelöst, indem man im ersten Jahr noch zusätzlich Mais einsät. Ab dem zweiten Jahr wächst die Silphie dann alleine auf dem Feld – und wird so zum Energierohstoff.
Die Erträge auf den 80 Hektar Land, die seine Metzler & Brodmann KG im Jahr 2015 mit der Silphie nach dem Konzept des Vertragsanbaus bestellte, seien vergleichbar denen des Maises gewesen, sagt Landwirt Brodmann. Entsprechend sollen im Jahr 2016 weitere 400 Hektar hinzukommen, mehrheitlich im südlichen Baden-Württemberg, vom Hochrhein bis zur Schwäbischen Alb und dem Allgäu. Aber auch erste Flächen in Bayern sind geplant.
Branche sucht nach Alternativen zum Mais
Seit Jahren sucht die Branche nach Alternativen zum Mais. Nun hat sie Silphie die Chance, für das Biogas jene Akzeptanz zurückzugewinnen, die durch die Vermaisung der Landschaft gelitten hat. Denn mit ihrer gelben Blüte im Hochsommer ist die Energiepflanze für das Landschaftsbild ein Gewinn, ebenso wie für die Bienen.
Sie blüht ab Anfang Juli, in einer Zeit, in der mittlerweile Blüten rar geworden sind. Der Landesverband Bayerischer Imker bezeichnete die Silphie bereits als „richtungweisend“ und hofft nun darauf, dass sie „den Mais als Bioenergie-Monopolist ablösen“ wird.
Anna-Lena Müller
Ähnlich sieht dies auch Agraringenieurin Anna-Lena Müller vom Johann Heinrich von Thünen-Institut in Braunschweig: Für Honigbienen, aber auch für diverse Hummelarten sei die Pflanze eine „erhebliche Bereicherung“.
Ökologisch von Vorteil ist zudem, dass die Silphie – anders als der Mais – ohne Unkrautvernichtungsmittel kultiviert wird, was den Landwirten außerdem Geld spart. Wirtschaftlich interessant ist auch, dass die Pflanzen nicht jährlich neu gesetzt werden müssen. Das spart viele Stunden Arbeit und Maschinenzeiten. Und schließlich ist auch Kunstdünger ab dem zweiten Jahr nicht mehr vonnöten. Allein die Ausbringung des Gärrestes aus der Biogasanlage reicht aus, um die Nährstoffversorgung der Pflanzen sicherzustellen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Täter von Magdeburg
Schon lange polizeibekannt
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Mangelnde Wirtschaftlichkeit
Pumpspeicher kommt doch nicht