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Batteriehersteller NorthvoltHoffnung für den Hoffnungsträger

Das erste Kaufangebot für das gescheiterte Start-up Northvolt ist da. Der Konkursverwalter erwartet mehr Interessenten, steht aber unter Zeitdruck.

Jetzt vom Konkursverwalter als Gesamtpaket zu haben: Northvolt Foto: TT/imago

Härnösand taz | Nach dem Niedergang des einstigen Batteriehoffnungsträgers in Schweden gibt es ein erstes Kaufangebot für die gesamte Konkursmasse. Dazu zählen die Fabrik im nordschwedischen Skellefteå und das Entwicklungszentrum in Västerås.

Das Angebot wird als Start für konkrete Verhandlungen gesehen, wie das schwedische Radio P1 am Dienstag zuerst berichtete. Konkursverwalter Mikael Kubu erwarte darüber hinaus in diesen Tagen Angebote weiterer Interessenten – insgesamt gebe es derzeit drei.

Die Chance, dass doch noch jemand Northvolt als Ganzes übernehme, sei damit gestiegen. „Es geht voran, aber bleibt ein Rennen gegen die Zeit“, sagte Kubu dem Sender. Es gebe an den Standorten immer weniger Angestellte, aber ein Käufer wolle eben nicht nur Maschinen, sondern auch Kompetenz kaufen.

Apropos Zeitdruck: Am Montag soll die verbliebene Produktion in Skellefteå eingestellt werden. Das wurde Ende Mai klar, als sich mit dem Lkw-Hersteller Scania auch der letzte treue Kunde verabschiedete. Kubu hält also einen Verkauf dennoch für möglich.

Bislang anonyme Interessenten

Wer das erste Angebot gemacht hat, wollte der Konkursverwalter noch nicht sagen. Er bestätigte aber, dass es sich bei allen drei Interessenten um ausländische Unternehmen handelt, laut der schwedischen Tageszeitung Svenska Dagbladet unter anderem aus der Autobranche.

Kubus Kommentar, man rechne damit, dass die Interessenten die nötige behördliche Genehmigung erhalten würden, wird in Schweden als Hinweis aufgefasst, dass sie nicht aus China kommen. In vergleichbaren Fällen verweigerte die Inspektion für strategische Produkte bereits chinesischen Investoren den Zutritt zum schwedischen Markt.

Northvolt hatte als ehrgeiziges Start-up nicht zuletzt von den deutschen Autobauern Volkswagen und BMW viel Geld eingesammelt mit dem Versprechen, in Europa „grüne“ Batterien für Elektroautos herzustellen. Laut jüngsten Konkurszahlen hat der Batteriehersteller gut 7,2 Milliarden Euro Schulden angehäuft. Mangelnde industrielle Erfahrung, Produktionsprobleme in der ersten fertigen Fabrik und zu großspurige Expansionspläne werden zu den Gründen für das Scheitern gezählt. North­volt machte auch die zögerliche Entwicklung des E-Auto-Markts in Europa verantwortlich.

Die mit deutschen Steuergeldern geförderte Fabrik North­volt Drei im schleswig-holsteinischen Heide ist formell nicht vom Konkurs betroffen. Ihre Zukunft ist bis heute ungewiss. North­volt Schweden wies zuletzt einen Bericht des Spiegel, wonach auch in Heide der Konkurs droht, als Spekulation zurück und betonte, in Schleswig-Holstein werde weitergebaut.

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