Bar im Fernsehturm neueröffnet: Drinks und unerwartete Gespräche
Zur Neueröffnung der Bar im Berliner Fernsehturm sind neben Promis auch Menschen eingeladen, die die Stadt bewegen. Ein Barabend der anderen Art.
Schnell füllt sich die Aussichtsplattform des Berliner Fernsehturms, wo die Bar zu finden ist, mit Menschen. Stichproben ergeben: Es handelt sich zunächst vor allem um Medienvertreter, wie man selbst einer ist. Und zwei Mitarbeiterinnen der BVG-Marketingabteilung sind da. Sie sind schon beim ersten Drink.
Es werden verschiedene Longdrinks („Tower Aperol“) und Biercocktails („Bier Royal“), aber auch Wein und Wasser serviert. Anja Nitsch, die Geschäftsführerin des Berliner Fernsehturms, mag am liebsten Gin Bier – das ist Pils gemixt mit Berliner Gin und Holundersirup –, wie sie der taz verrät. Das neue Bar-Konzept „setzt auf Regionalität“ (wie schon das Restaurant vier Meter über uns). Erstmals gibt es an der Bar nun auch gezapftes Bier; es kommt von „BRLO“, einer Berliner Brauerei.
Der Fernsehturm wird vom Unternehmen Magnicity betrieben, nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Aussichtsplattformen. Seit zwei Jahren laufen sukzessive Umbaumaßnahmen im Berliner Fernsehturm, ganz sanft, weil der unter Denkmalschutz steht.
Bar steht nicht unter Denkmalschutz
Die Bar aber, erzählt Anja Nitsch, wurde ja erst 1996 eingebaut – „sie steht deshalb nicht unter Denkmalschutz, aber wir haben uns eng mit dem Denkmalschutz abgestimmt, uns alte Fotos vom Restaurant aus den 1960er Jahren angeschaut, damit sich die neue Bar gut ins Gesamtensemble einfügt.“
Und das ging fix: „Planung und Umsetzung dauerten nur ein Jahr“, sagt sie. Wenn das doch in ganz Berlin so wäre. Oder liegt das an der Nähe zum Himmel?
Und ja, die neue Bar ist durchaus gelungen. Sie wirkt mit ihrer LED-Deckenbeleuchtung wie ein kleines Raumschiff in der großen Kugel über dem Alexanderplatz. Das Design? Es gibt viel Holz, aber auch Messing, Vinyl oder Glas. Die warme Atmosphäre ist wie geschaffen für einen Smalltalk, während draußen das nächtliche Berlin zu Füßen liegt.
Smalltalk und netzwerken
Einen Rotwein später ist dann Sabine Werth, die Gründerin der Berliner Tafel, zu Gast. Sie findet die Idee super, „die wahren Promis der Stadt“ einzuladen, „die Leute, die mit ihrem Ehrenamt Berlin am Laufen halten“. Die gebürtige Berlinerin ist ja auch eine von diesen engagierten Menschen. Sie war übrigens zuletzt vor „acht oder neun Jahren auf dem Turm. Deshalb ist das heute Abend eine schöne Gelegenheit, mal wieder auf dem höchsten Gebäude der Stadt zu sein.“
Und zu netzwerken. Zum Beispiel mit Elke Schilling, der Gründerin von Silbernetz, einem Netzwerk gegen Vereinsamung im Alter. Oder mit Ute Evensen von der Teamleitung Evas Haltestelle, dem Zentrum für wohnungslose Frauen im Wedding.
Ute Evensen, Evas Haltestelle
Was hält Ute Evensen von der Einladung zu so einem Event in luftiger Höhe? Sie findet das gut: „Das ist ein Zeichen von Wertschätzung“, sagt sie der taz. „Wir werden wahrgenommen. Wir sind hier, um die Werbetrommeln für uns zu rühren!“ Das ist nötig, „weil wohnungslose Frauen in den Medien wie in den Verwaltungen vernachlässigt werden“, sagt Evensen. Dabei steigen die Zahlen von Jahr zu Jahr. „Im Vergleich zu 2022 haben wir 2023 eine Zunahme unserer Besucherinnenzahlen um 30 Prozent zu verzeichnen.“
Was für ein unerwartetes Gespräch an so einem feuchtfröhlichen Barabend.
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