Bandengewalt in Nigeria: Mehr als 80 Tote
Banditen haben im Nordwesten des Landes erneut schwere Massaker angerichtet. In den vergangenen Tagen sollen mehrere Dörfer angegriffen worden sein.
![Mneschen sitzen auf dem Boden oder stehen Schlange vor einem Hauseingang Mneschen sitzen auf dem Boden oder stehen Schlange vor einem Hauseingang](https://taz.de/picture/4817655/14/Nigeria26887247-1.jpeg)
In den Landkreisen Bakura und Maradun, die an der Straße nach Sokoto weiter Richtung Nordwesten liegen, kam es bereits am Dienstagabend zu Angriffen. In vier Dörfern wurden 30 Menschen ermordet. Lokale Selbstverteidigungsmilizen sollen versucht haben, die Bevölkerung so gut es geht zu schützen, doch vergeblich.
Ein Anwohner sagte der Tageszeitung This Day: „Die Bewaffneten kamen in großer Zahl auf Motorrädern. Sie fuhren um das Dorf herum und schossen immer wieder.“ Besonders jetzt ist die Angst vor weiteren Angriffen groß. Die Regenzeit beginnt gerade und die Felder müssen bestellt werden. Doch dort gibt es noch weniger Schutz als in den Dörfern.
Die Überfälle haben in Zamfara wie in den angrenzenden Bundesstaaten in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen, besonders seit Dezember 2020. Häufig sind sie mit Entführungen verbunden. Die jüngsten Opfer sind zwei Krankenschwestern, die am Donnerstag im Nachbarbundesstaat Kaduna verschleppt wurden.
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Am Donnerstagabend gab StatiSense, ein Beratungsunternehmen zur Datenanalyse mit Sitz in Lagos, Zahlen für das erste Quartal bekannt. Zamfara steht mit 505 Entführungen an der Spitze. Die tatsächliche Zahl liegt weitaus höher, da die meisten Kidnappings nicht angezeigt werden.
Dass die Sicherheitslage auch im Nordwesten kippen kann, ist lange ignoriert worden. Über Jahre stand der Nordosten, Hochburg der Terrormiliz Boko Haram, im Fokus. Überfälle im Nordwesten und Kämpfe um Zugang zu Land – das wird durch Klimawandel und Bevölkerungswachstum immer knapper – galten anfangs als Streitereien. Viehdiebstahl wurde nicht ernst genommen. Dabei ist es eine Region mit großen Waldflächen und wenigen Straßen ein guter Rückzugsort für Kriminelle.
Bisherige Versuche, Sicherheit zu schaffen, sind gescheitert. Vergangenes Jahr bot der Bundesstaat Banditen, die ihre Waffen abgeben wollten, Kühe zum Tausch an. Bis Anfang Mai läuft ein erneutes Ultimatum zur Abgabe von Waffen.
Ohnehin ist Zamfaras Gouverneur Bello Matawalle jemand, der auf einen Dialog mit ihnen setzt und das regelmäßig betont. Präsident Muhammadu Buhari hat das jedoch abgelehnt. Sie zu „belohnen“, könne einen desaströsen Boomerang-Effekt haben. Anfang März kündigte er stattdessen an, 600 zusätzliche Sicherheitskräfte entsenden zu wollen. Die Zahl der Überfälle und Entführungen ist seitdem dennoch nicht zurückgegangen.
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