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Bahn-Pläne in HamburgEine Alternative zum Brückenungetüm

Gernot Knödler
Kommentar von Gernot Knödler

Für den als monströs empfundenen Neubau einer Bahnbrücke in Hamburg-Altona gibt es einen Gegenentwurf. Die Bahn sollte ihn prüfen, der Stadt zuliebe.

Stadtbildschonend: der Alternativ-Entwurf für die Brücke in Hamburg-Altona Illustration: Karsten Brauer

D ie Sternbrücke in Altona markiert einen neuralgischen Punkt im Hamburger Verkehrsnetz. Jahrelang gab es Debatten über das wuchtige Bauwerk, mit dem die Bahn den fast 100 Jahre alten Bestandsbau ersetzen möchte. Doch was die Bahn und die Verkehrsbehörde als alternativlos verkaufen wollen, wird jetzt durch einen leichten und eleganten Entwurf konterkariert. Es stellt sich einmal neu die Frage, wer eigentlich über das Gesicht Hamburgs entscheidet: die Stadtgesellschaft oder die Bahn?

Die Eisenbahnbrücke führt diagonal über die Kreuzung zweier Hauptverkehrsachsen, wo sich Radler, Autofahrer und Fußgänger in die Quere kommen. Über die Brücke führen nicht nur zwei S-Bahn- sondern auch zwei Fernbahngleise der ICE-Strecke von Kiel gen Süden. 900 Fern- und Regionalzüge verkehren hier täglich.

Die Bahn möchte die Brücke so ersetzen, dass die Bahnstrecke beim Bau möglichst kurz unterbrochen wird. Die Verkehrsbehörde des grünen Senators Anjes Tjarks wünscht, dass der 108 Meter lange Neubau ohne die Stützen mitten in der Fahrbahn auskommt. Das soll Platz schaffen, für einen vierten Fahrstreifen auf dieser Ausfallstraße.

Um das statisch hinzukriegen, plant die Bahn nach Konsultation „namhafter Ingenieur- und Architekturbüros“ eine Stabbogenbrücke. Das Planfeststellungsverfahren dafür läuft und soll bis Ende des Jahres abgeschlossen werden.

Sperriges Ungetüm: der Entwurf der Deutschen Bahn Illustration: DB Netz AG/Tuo Li/Virtual Estate

Massive Kritik

Etwas spät ist jetzt der Architekturprofessor Karsten Brauer mit einem Gegenentwurf an die Öffentlichkeit getreten. Er schlägt vor, die Brücke an drei gebogenen, einander an der Spitze überkreuzenden Stützen aufzuhängen. Die Fahrbahn bliebe frei, der Himmel auch. Zudem wäre der Entwurf von großer Originalität. Dem Hamburger Abendblatt sagte Brauer, sein Entwurf könne helfen, Kosten zu sparen. Außerdem wäre die Bauzeit kürzer und die Montage einfacher.

Nach massiver Kritik aus der Öffentlichkeit hatte sich die Bahn dazu bereit gefunden, Interessierte in einem Kreativworkshop etwas am Äußeren ihrer Konstruktion herumwerkeln zu lassen. Das war ein bisschen wenig. Jetzt dagegen liegt zum ersten Mal eine sichtbare Alternative auf dem Tisch. Die Bahn ist es den Hamburgern schuldig, diese zu prüfen. Schließlich geht es um eine Entscheidung für die nächsten 100 Jahre.

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Gernot Knödler
Hamburg-Redakteur
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2 Kommentare

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  • So richtig überzeugend ist der neue Entwurf aber auch nicht. Warum die Stadt hier immer noch an einem 4spurigen Ausbau der Stresemannstrasse festhält ist mir wirklich ein Rätsel.

  • Der Illustrator Karsten Brauer hat offensichtlich eine alternative Statik. Die DB zeigt eine (unechte) Bogenbrücke, eine sogenannte Stabbogenbrücke mit entsprechend begehbaren geschweißten Unterkasten aus Stahl. Die Brücke unterliegt eine hohe dynamische Belastung und wird also, wie andere Brücken auch regelmäßig kontrolliert und gewartet bzw. Instand gesetzt. Karsten Brauer zeigt eine Balkenbrücke ohne Auflagerstützen, Gegengewichte, Schutzgeländer (gegen Betreten und auch als Lärmdämmung) und lässt drei gebogene Balken in den Himmel ohne statische Funktion zeigen. Darüber fährt ein ICE bei strahlend blauen Himmel. Wie man mit Bildern manipuliert, das hat er drauf.