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B-Plan an der Rummelsburger BuchtWieder mal vollendete Tatsachen

Die BVV Lichtenberg hat entschieden: An der Rummelsburger Bucht soll nun das Aquarium kommen. Ein Wochenkommentar.

Jetzt soll was gehen an der Rummelsburger Bucht Foto: dpa

Das lässt mich an der Demokratie zweifeln“, so kommentierte ein Demonstrant die Entscheidung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Lichtenbergs, dem umstrittenen Bebauungsplan „Ostkreuz“ zuzustimmen. Mit dem Beschluss am Montagabend ist nun der Weg frei für die Bebauung der Brache an der Rummelsburger Bucht, auf der das Aquarium „Coral World“ und vor allem höherpreisige Wohn- und Gewerbeflächen entstehen sollen. Gegen den Bebauungsplan gab es seit Monaten massive Proteste, darunter zwei Großdemos, eine Online­petition mit über 40.000 Unterschriften und sogar ein ausgefeiltes Alternativkonzept.

Auch zu der Sitzung am Montagabend erschienen rund 500 Demons­tran­t*in­nen in der Hoffnung, die Entscheidung in letzter Minute zu verhindern. Zuvor wurden noch in ausreichender Zahl Unterschriften für eine Volksinitiative gesammelt. Angesichts des wachsenden Widerstands, auch innerhalb der Linken und der Grünen, berief die CDU-Fraktion der BVV die Sondersitzung am Montag ein, um den Bebauungsplan (B-Plan) vorzeitig durchzuwinken.

Viele Aktivist*innen haben nun das Gefühl, ihr Protest werde von der Politik ignoriert. Tatsächlich dominierte in der Debatte nicht die inhaltliche Auseinandersetzung darüber, ob es ein Aquarium an der Rummelsburger Bucht braucht – schließlich gibt es durchaus auch Befürworter –, sondern es gab vor allem formale Argumente. Immer wieder hieß es, der Bezirk sei mit dem Verkauf der Grundstücke durch das Land vor vollendete Tatsachen gestellt worden, eine Ablehnung des B-Plans hätte 5 Jahre weiteren Stillstand zur Folge, was nach 16 Jahren Planungszeit nicht hinnehmbar wäre. Der B-Plan erfülle zudem die in den 90er Jahren beschlossenen ­Entwicklungsziele, und die sehen nun mal ein „Wasserhaus“ vor. Lichtenbergs Baustadträtin Birgit Monteiro (SPD) setzte dem Ganzen die Krone auf, indem sie sinngemäß sagte, die Proteste seien berechtigt, kämen aber zehn Jahre zu spät. Gerade auf jüngere Aktivist*innen, die zu Beginn der Planung erst im Grundschulalter waren, wirken solche Argumente einfach nur abgehoben.

Ein fatales Signal, denn kaum etwas macht Politik unattraktiver als das Verstecken hinter formalen Sachzwängen, die Entscheidungen scheinbar „alternativlos“ machen. Demokratie lebt von Partizipation, zivilgesellschaftlicher Protest sollte als Bereicherung und nicht als Störfaktor im Politikbetrieb gesehen werden.

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3 Kommentare

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  • Berlin braucht sogenannte Sozialwohnungen und Grünflächen. Ein Aquarium mit "exotischen Fischen" und Korallen spiegelt zudem die speziesistisch, zynisch-kaputte Gesellschaft wider, die zum Schnorcheln in den Urlaub fliegt und sich gefangene, geraubte Meerestiere/-pflanen in Glaskästen anschaut, während sie mit der Befeuerung der Klimakrise und Verschmutzung und "Überfischung" der Meere, dabei ist, die letzten Tiere und Ökosysteme zu vernichten.

  • 2G
    2830 (Profil gelöscht)

    „Das lässt mich an der Demokratie zweifeln“



    Tja, so ist das nun mal bei einem Mehrheitsbeschaffungskonzept. Da geht es nicht nur um Argumente sondern auch einfach nur um VIELE oder viel Einfluss. 40.000 kann da durchaus zu wenig sein und unterliegen. Wie das mit dem Mehrheitsding klappen kann hat die Initiative 100% Tempelhoferfeld bewiesen. Ob dieser aufoktroyierter ‚angeblicher‘ Volkswille dann tatsächlich dem entspricht und die bessere Lösung ist, erschließt sich oft erst im Nachhinein, wenn es zu spät ist. Mir ist immer noch nicht transparent was daran schlecht sein soll, wenn mietpreisgebundene Wohnungen, Kita, Schule, Ärztehaus und Gewerberäume entstehen – ach so, im Kontext eines Vergnügungsparks von einem ‚bösen‘ Investor aus Israel ... da wäre ein Bum-Bum-Techno-Stampf-Club, ab besten Openair, natürlich sozialer, naturnäher (LOL) und da geht es ja überhaupt nicht um schlimmes Geld (Doppel-LOL). Zudem ist mir rätselhaft weshalb Selbstverwaltung und Bürgerbeteiligung automatisch als Heilbringer gelten. Sind doch auch bloß Menschen – es gibt Wichtigeres als Abenteuerspielplätze mit Wasserlage.

  • Man beachte, dass auch die Linke diesen Schwachsinn durchgewunken hat. Unfassbar. Ein Konzept aus den Neunzigern in dieser Zeit, wo doch vieles einfach anders ist als damals. Wie wäre es denn mal mit modernem umweltfreundlichen Verkehrskonzept und bezahlbarem Wohnraum? Stattdessen: S21, BER, Flugtaxis, E-Autos, Aquaparks und manch anderer haaresträubender Schwachsinn. Traurig traurig...