Autonome Waffen in Schwellenländern: China testet das „scharfe Schwert“
Die USA und die EU entwickeln Waffen, die ohne menschliche Kontrolle auskommen könnten. Nun wollen auch Indien und China solche Systeme.
PEKING taz/ap | Nach den USA und der EU steigen nun auch Schwellenländer in die Entwicklung von autonomen Waffen ein. Am Freitag wurde bekannt, dass China eine Tarnkappendrohne getestet hat: Fotos des 20-minütigen Flugs nahe einem Testgelände im Südwesten des Landes erschienen am Freitag in chinesischen Medien. Die Drohne heißt „Lijian“ (deutsch: „scharfes Schwert“).
„Der erfolgreiche erste Flug von Lijian symbolisiert, wie Chinas militärische Modernisierung die entwickelten Länder einholt“, sagte der ehemalige Volksarmee-General Xu Guangyu der South China Morning Post. Die Drohne könne unentdeckt in großen Flughöhen fliegen. Die staatliche Zeitung China Daily verglich sie mit der US-Drohne „X-47“ sowie der europäischen Drohne „Neuron“.
Damit ist China auf dem Weg Waffensysteme zu entwickeln, die als „autonom“ eingestuft werden und keine menschliche Kontrolle brauchen. Die „Neuron“ beispielsweise fliegt eigenständig und muss das auch können, denn jede Funkkommunikation würde ihre Deckung zerstören – das trifft auch auf „Scharfes Schwert“ zu. Die „X-47B“ landete im Sommer erfolgreich ohne Pilot auf einem Flugzeugträger – eine der schwierigsten Luftfahrt-Manöver überhaupt.
Nicht nur China strebt solche Entwicklungen an, sondern auch Indien. Der Chef der Rüstungsforschungsbehörde DRDO des Landes, Avinash Chander, hatte bereits im Sommer bekannt gegeben, dass Indien anstrebe „Robotersoldaten“ zu entwickeln. Diese sollten zu einem „hohen Grad der Intelligenz“ entwickelt werden, um „zwischen Feind und Freund“ unterscheiden zu können. Kurz: sie sollen auch ohne menschlichen Eingriff angreifen können.
Empfohlener externer Inhalt
Bei beiden Waffentypen könnte es Zukunft Versionen geben, die auch ohne Erlaubnis oder Kenntnis eines Menschen töten dürften. Genau solche Waffen erfahren jedoch Kritik einer Kampagne der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Sie kritisiert, dass die Entscheidung, Menschen zu töten, nicht Computern und Robotern überlassen werden darf und fordert ein Verbot solcher Waffen. Erst vergangene Woche hatte die UN entschieden, 2014 Experten zum Thema anzuhören.
Unklar ist allerdings noch, ob die neue chinesische Drohne wie die Tarnkappendrohnen von EU und USA theoretisch auch bewaffnet werden kann oder nur Aufklärungsflüge machen soll. Bekannt ist allerdings, dass das Land mehrere bemannte Tarnkappenbomber besitzt, sowie bewaffnete Drohnen mit menschlichen Piloten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance