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Automobilschau geht nicht nach BerlinKein Ort für den mobilen Traum

Kommentar von Stefan Alberti

Die Entscheidung bei der Internationalen Automobilaustellung ist getroffen: Es wird München, nicht Berlin.

Der mobile Traum, noch nicht ausgepackt Foto: dpa

S chade. Sehr schade. Was hätte das für eine Kombination sein können: Die Internationale Automobilausstellung, kurz IAA, in neuer Form in der Berliner City und am östlichen Stadtrand das neue Epizentrum der Elektromobilität, die Tesla-Fabrik in Grünheide. Dienstagabend war der Traum ausgeträumt: Die IAA zieht von Frankfurt am Main nach München, nicht nach Berlin.

Dass die Vision nicht Wirklichkeit geworden ist, mag an vielem liegen: an alten Zöpfen beim Veranstalter, dem Verband der Automobilindustrie, dem VDA, an besseren Verbindungen Münchens über den ortsansässigen BMW-Konzern, an Millionen, die München angeblich für die Messe lockermachen will.

Dass es nicht klappte, dürfte aber mutmaßlich auch daran gelegen haben, dass dem VDA eine Berliner Bewerbung vorlag, die gar nicht alle dortigen Regierungsparteien mittrugen. Am 9. Dezember hatte sich der Landesparteitag der Grünen klar positioniert, wenn auch mit knapper Mehrheit: Keine Bewerbung für die IAA!

Da mochten führende grüne Köpfe aus Fraktion und Partei noch so sehr argumentieren, man könne die IAA als Plattform für Mobilität der Zukunft nutzen und nicht länger als Bolidenschau mit Frauen auf dem Kühler – eine Mehrheit wollte einfach nur ein Signal gegen das Auto an und für sich und desavouierte dabei die eigene Wirtschaftssenatorin Ramona Pop.

Manche bestreiten ja, dass es überhaupt Autoverkehr jenseits von Bussen braucht

Fast hätte sich beim selben Parteitag auch ein Antrag der Grünen Jugend durchgesetzt, bis 2030 jeglichen Individualverkehr – egal ob mit Verbrennungs- oder Elektromotor – aus Berlin zu verbannen. Mag ein Auto-Lobbyverband sich auf so eine Stadt einlassen? Es überrascht schon, dass es unter diesen Umständen Berlin überhaupt neben Hamburg unter die letzten drei Bewerber schaffte.

Natürlich ist Elektromobilität nicht der Weisheit letzter Schluss, natürlich ist das Thema Batterie ein schwieriges, natürlich muss auch dieser Strom irgendwoher kommen, natürlich wäre es besser, wenn Tesla seine Elektromotoren in weniger wuchtige und energiefressende Autos stecken würde. Wäre schön, ist aber erst mal nicht so. Und gerade auch für die Suche nach neuen, ökologischeren Antriebsformen hätte die IAA ein Forum sein können.

Wobei es natürlich auch jene gibt, die komplett bestreiten, dass es überhaupt Autoverkehr jenseits von Bussen braucht. Das mag stimmen, wenn man in Kreuzberg wohnt und zur nächsten Bushaltestelle nur ein paar Minuten und zur U-Bahn bloß wenig mehr braucht. Wer aber beispielsweise von Jütchendorf aus, kaum 30 Kilometer südlich von Berlin, Brötchen in einem der wenigen Nachbarorte holen will, die noch eine Bäckerei haben, und dummerweise körperlich nicht so fit ist wie die sonntags zu Dutzenden vorbeiflitzenden Rennradler, der hat eben keinen Bus vor der Nase. Und wird ihn auch trotz neuer grüner Kenia-Regierungsbeteiligung in Brandenburg so schnell nicht haben.

Das kann man in der Berliner Innenstadtblase ignorieren. Man kann aber auch über den eigenen Horizont hinausdenken. Eine IAA neuen Zuschnitts hätte dafür die Möglichkeit geboten. Schade.

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Redakteur für Berliner Landespolitik
Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.
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2 Kommentare

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  • Der Autor müßte die Frage beantworten, warum die Veranstalter die IAA in dem von ihm beschriebenen Sinn hätten ausrichten sollen...

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Jedem seine Blase. Dumm ist, wer die eigene trotz oder wegen aller selbstzugeschriebenen Progressivität nicht wahrnimmt. Absolutismus ist noch nie eine massentaugliche, nachhaltige Lösung gewesen. Bei keinem Thema. Wenn man sich darauf einigen könnte, wäre ein wirklicher Schritt nach vorne getan