Automatisiertes Fahren in Deutschland: Dobrindt plant Gesetzesänderung
Für selbstfahrende Autos will Verkehrsminister Dobrindt eine Änderung im Straßenverkehrsgesetz vorlegen. Der Fahrer muss weiter am Lenkrad sitzen.
Dabei muss der Fahrer laut Gesetzentwurf aber weiter am Lenkrad und am Bremspedal sitzen und „wahrnehmungsbereit“ bleiben, damit er „nach Aufforderung durch das automatisierte System“ wieder übernehmen kann. Vom Fahrer werde ein „Mindestmaß an Aufmerksamkeit“ erwartet. Was das konkret bedeute, nach wie viel Sekunden der Fahrer reagiert haben müsse, das sollten im Streitfall Gerichte klären, zitierte das Handelsblatt aus der Begründung des Entwurfs.
Bei einem Unfall soll demnach eine Blackbox helfen: Die Hersteller sollen dem Entwurf zufolge Chips in die Autos einbauen, die aufzeichnen, wann das System aktiv war, wann der Fahrer fuhr und wann das System den Fahrer aufforderte zu übernehmen. Die Standards dazu würden gerade auf Ebene der Vereinten Nationen beraten.
Im April hatte die Bundesregierung bereits neue Regeln für das automatisierte Autofahren auf den Weg gebracht. Das Kabinett beschloss einen Gesetzentwurf, der Änderungen des Wiener Übereinkommens über den Straßenverkehr umsetzt. Dabei ging es um technische Vorschriften für automatisierte Fahrsysteme: Die Systeme müssen so gestaltet sein, dass der Autofahrer ihre Funktion jederzeit abschalten oder durch eigenes Eingreifen sozusagen überstimmen kann. Auch müssen technische Regelungen eingehalten werden, die von der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen vorgeschrieben werden.
Das Wiener Übereinkommen, eine UN-Konvention aus dem Jahr 1968, regelt zahlreiche grundlegende Fragen des Straßenverkehrs und definiert Begriffe wie „Fahrer“ oder „Autobahn“. Seit der jüngsten Aktualisierung im März 2014 sind Systeme zulässig, die das Führen eines Fahrzeugs beeinflussen – sofern der Fahrer sie zu jedem Zeitpunkt überstimmen oder abschalten kann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül