Automarke wiederbelebt: Borgward, made in China

Borgward kommt zurück nach Bremen – jedenfalls ein bisschen. Ab 2018 werden hier Elektro-SUVs montiert. Gebaut werden sie aber in Peking

Outfit, Pose und Auto aus der Zeit, als der Borgward noch aus Bremen kam Foto: dpa/Kay Nietfeld

Eine Legende kehrt zurück – so hört sich das jedenfalls an, wenn der Vorstandsvorsitzende der Borgward Group AG Ulrich Walker im Bremer Rathaus verkündet, dass die wiederbelebte Automarke künftig in Bremen produzieren wird. Im Land Bremen, um präzise zu sein. Denn wo genau, ob in Bremen oder in Bremerhaven, das wollten die zur Pressekonferenz angetretenen Borgward-Manager und der Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) nicht sagen.

Die Marke Borgward war auf Betreiben des Gründer-Enkels Christian Borgward wieder auferstanden, seit 2015 gehört sie dem chinesischen Automobilhersteller Foton, der 100 Prozent der Aktien hält und den neuen Borgward BX7 in Peking produziert.

Entstehen soll nun – irgendwo im Land Bremen – eine Fertigungshalle mit 10.000 Quadratmetern Grundfläche. 50 bis 100 Jobs sollen in der Anfangsphase geschaffen werden. Das Investitionsvolumen bewege sich „in einem zweistelligen Millionenbetrag“ – ob es eher zehn oder eher 99 Millionen sind, darauf wollte sich der Ex-Daimler-Manager Walker nicht festnageln lassen: Kein Kommentar. In vier bis sechs Wochen werde die Standort-Entscheidung feststehen, so Walker.

Bislang deutet vieles darauf hin, dass es Bremerhaven wird – denn so, wie die Produktion geplant ist, wird das Werk auf die Nähe des Autoterminals angewiesen sein. Gebaut werden soll hier nämlich gar nichts. Die Autos werden vielmehr per Schiff von China nach Bremerhaven transportiert. Lediglich „Module“ werden hier noch hinzumontiert, im Fachjargon nennt sich diese Vorgehensweise SKD-Fertigung – Semi Knocked Down – und das wiederum bedeutet: Das Auto ist im Prinzip fertig zusammengebaut, es fehlen nur ganz wenige Teile, die vor Ort noch montiert werden.

Welche das in diesem Fall sind, sagte Walker auch: Die Batterie, die Stoßfänger und die Scheinwerfer. Auf die Frage, ob Borgward für seine Autos künftig mit „Made in Germany“ werben will, antwortete der Vorstandsvorsitzende ausweichend: Es gebe keine klare Definition für „Made in Germany“.

Das ist richtig: Hersteller können ihre Produkte zwar mit Herkunftsbezeichnungen versehen, müssen es jedoch nicht. Wenn sie es aber tun, muss das Produkt zumindest in dem Land, aus dem es angeblich stammen soll, zusammenmontiert werden. Das wäre hier also der Fall – auch wenn das Einzige, was Bremen dann noch mit Borgward zu tun hat, Scheinwerfer, Stoßdämpfer und die Batterie sind.

Die kommt zwar auch nicht aus Deutschland, sondern vom südkoreanischen Elektronikriesen LG. Allerdings kommt ihr besondere Bedeutung zu, denn im Bremer Werk soll ab 2018 Borgwards SUV BX7 montiert werden – und zwar ausschließlich die Elektromotorversion. Die Reichweite soll „mittelfristig“, so Vorstandschef Walkner, 400 bis 500 Kilometer betragen, der Preis soll „unter dem Premiumsegment“ angesiedelt sein. Der BX7 mit herkömmlichem Verbrennungsmotor wird in China seit Juni angeboten, 15.000 Autos habe man schon verkauft, so Walkner.

Christian Borgward

„Wir sind gekommen, um zu bleiben“

Für den Markteintritt in Deutschland kalkuliert Borgward eher vorsichtig: Am neuen Standort soll eine Jahreskapazität von bis zu 10.000 Fahrzeugen erreicht werden. Ein Vertriebsnetz soll mit unabhängigen Servicepartnern entstehen – wie genau das funktionieren soll, blieb ebenfalls noch unklar.

Klar jedoch ist: Bremen hat sich sehr um Borgward bemüht – Wirtschaftssenator Günthner formuliert es so: „Wir sind durchaus heiß auf Borgward gewesen“, Bremen habe eben „Auto im Blut“. Noch emotionaler wird der Gründer-Enkel Christian Borgward, der seinen „Kindheitstraum“ erfüllt sieht: „Borgward lebt, heute mehr denn je. Und wir sind gekommen, um zu bleiben.“

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