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"Vor allem aus der CSU bekamen sie [die Autohersteller] dabei viel Unterstützung – was bei Verkehrsminister Andreas Scheuer kaum verwundert, bei Parteichef und Kanzlerkandidat-Aspiranten Markus Söder dagegen schon. Der hatte in letzter Zeit schließlich viel Energie darauf verwendet, sich als Klimaschützer zu präsentieren. Nun ist immerhin klar, dass ihm die Absatzzahlen von BMW und Mercedes im Zweifel doch wichtiger sind."
Ich wundere mich darüber, dass sich über Söder gewundert wird. ;-) Er ist bekannt für opportune rhetorische Taktiken. Er ist führender Politiker der kapitalreundlichen" CSU und Ministerpräsident von Bayern, in dem Bundesland in dem u.a. der Autohersteller BMW ansässig ist. Selbst der Grüne Kretschmann folgt den Autolobbyisten - warum sollte Söder in ökologischer Sicht radikaler sein? Solches tatsächlich zu erwarten, erscheint mir naiv zu sein.
"sind die Zulieferer komplett von den großen Herstellern abhängig – und damit auch von deren Fehlentscheidungen"??
Eher nicht. Große Zulieferer wie Bosch konnten sich zum Aufbau einer Batteriefertigung entschließen oder (habe es in Wahrheit) nicht. Bosch und andere haben in Sachen elektrische Antriebsstränge investiert. Vielerlei Komponenten sind in Elektroautos und Verbrennern dieselben. Da gab es schon Möglichkeiten der Umsteuerung des Produktangebots. Wer weiterhin Kolben herstellen wollte, bekommt jetzt eben ein Problem.
Verbrenner sind "out", keine Frage. Stromer sind aber nicht richtig "in". So viel Strom ließe sich kaum erzeugen. Ich stelle mir gerade eine Autobahnraststätte vor, wo am Tag nur 1000 Autos Strom "tanken" wollen. Logistisch wohl eher schwierig.
Dann doch eher Wasserstoff??
@Neoluxum Dafür müssen die Akkus dann Schnelladefähig sein, der hierfür nötige Strom müsste vor Ort allerdings zwischengespeichert werden, damit das Stromnetz keine Probleme macht.
Wasserstoff hat den Nachteil, dass er schwer lagerbar ist. Allerdings könnte er methanisiert werden, Methan ist deutlich angenehmer zu lagern.
Meiner Ansicht nach sollte auf serielle Hybride mit einer elektrischen Reichweite von ca. 100km gesetzt werden. Das reduziert den Ressourcenverbrauch für den Speicher deutlich und reicht für über 90% aller Fahrten. Für die wenigen Langstrecken könnte dann ein Range Extender (bevorzugt Mikrogasturbine) zum Einsatz kommen, welche z.B. mit dem Methan betrieben wird. Das Tankstellennetz würden dadurch allerdings ziemlich ausgedünnt werden, vielleicht ein Teilbereich der Supermärkte.
Eine Lösung muss gefunden werden, denn selbst in der Schweiz mit hervorragendem ÖV werden 2/3 der Personenstrecken mit dem Auto zurückgelegt. Das Auto wird auch in Zukunft ein relevantes Transportmittel sein.
@Neoluxum An einer Schnellladestelle können bei 20 Minuten durchschnittlicher Ladedauer in 20 Stunden des Tages 60 Autos geladen werden. Dann braucht es also 17 derartige Ladestellen, um 1000 Autos zu bedienen. So viele Parkplätze hat praktisch jede Raststätte. Andere Autobahn-Parkplätze ohne Rastplatz und tankstelle übrigens auch. Und man muss ja nur bei längeren Fahrten zwischendurch nachladen, und selbst dann nicht immer voll.
@meerwind7 Dazu kommt die ungleichmäßige Verteilung der Nachfrage über den Tag (Nachts ist kaum was los) und die aktuell deutlich geringere Reichweite von Akkumobilen (somit muss öfter nachgeladen werden). Das wäre an sich noch beherrschbar. Das Problem sehe ich eher bei den Ladeleistungen. Das wird ein arg dickes Kabel für den Stromanschluss.
@Neoluxum Meiner Meinugn nach liegt die Zukunft der Automobilbranche auch eher auf der Schiene als beim E-Motor. 100 Millionen Elektro-SUVs sind eher der feuchte Traum der Automobilisten. Völliger Unsinn.
@Jalella Da schließe ich mich an. Mich irritiert dazu dieses technische 'Fachsimpeln' bei gleichzeitiger Nichtnennung der sozial-ökologischen Folgen durch die Produktion und der kaum vorhandene, auf wenige Wohlhabende begrenzte, gesellschaftliche Nutzen der (E)Autos. Bei welchen Bedingungen wollen jene Interessent*innen denn autofahren? Auf einem Planeten mit zunehmend vernichteten Ökosystemen? Und was ist mit der Mobilität der Nichtautobesitzer*innen hier wie dort?
An sich ist die Prämie eine gute Idee. Doch das eigentliche Problem ist der geringe Lohnabstand – ein höherer Mindestlohn könnte kurzfristig helfen.
Autogipfel ohne Kaufprämie: Wenigstens kein neuer Unsinn
Der Autogipfel brachte kaum Ergebnisse. Aber immerhin wissen wir jetzt, dass Markus Söder sich doch nicht für Klima und Zukunft interessiert.
Parkplatz in Bayern Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Dieser sogenannte Autogipfel, zu dem die Bundesregierung wieder mal die deutschen Hersteller und ihre Lobbyisten eingeladen hatte, ist ein schönes Symbol für die Verkehrspolitik in diesem Land: Fast alles dreht sich ums Auto, und man ist schon froh, wenn am Ende wenigstens kein neuer Unsinn beschlossen wird.
Denn der stand im Raum: Nachdem sie im Juni bereits mit dem Wunsch nach staatlichen Subventionen für den Verkauf von Benzin- und Diesel-Fahrzeugen gescheitert war, hat die Industrie einen neuen Anlauf unternommen, die Folgen ihrer verfehlten Modellpolitik auf die Steuerzahler abzuwälzen. Viel zu lange haben die Autohersteller versucht, die Abgasvorgaben der EU politisch zu bekämpfen, und den Trend zum Elektroauto ignoriert, nur um jetzt festzustellen, dass sie die stark gestiegene Nachfrage nach E-Autos nicht bedienen können und sie ihre Verbrenner plötzlich nicht mehr loswerden.
Vor allem aus der CSU bekamen sie dabei viel Unterstützung – was bei Verkehrsminister Andreas Scheuer kaum verwundert, bei Parteichef und Kanzlerkandidat-Aspiranten Markus Söder dagegen schon. Der hatte in letzter Zeit schließlich viel Energie darauf verwendet, sich als Klimaschützer zu präsentieren. Nun ist immerhin klar, dass ihm die Absatzzahlen von BMW und Mercedes im Zweifel doch wichtiger sind.
Doch der massive Druck der gesammelten CSU-Führung war vergeblich: Neue Kaufprämien für reine Verbrenner wird es erst mal nicht geben. Geprüft werden dagegen zusätzliche Hilfen für die Zuliefer-Industrie. Das ist durchaus gerechtfertigt. Denn während Mercedes, BMW und VW für ihre Modellpolitik selbst verantwortlich sind, sind die Zulieferer komplett von den großen Herstellern abhängig – und damit auch von deren Fehlentscheidungen.
Zudem ist die Umstellung auf Elektroantriebe für die oft stark spezialisierten Mittelständler eine noch größere Herausforderung als für die großen Autofirmen, und sie verfügen über weniger Kapital, um diese zu meistern. Wenn Deutschland auch in der Elektromobilität eine führenden Rolle spielen will, ist es also richtig, die Zulieferer beim Umstieg zu unterstützen. Die Zeiten, in denen das Festhalten an überholten Technologie staatlich gefördert wird, sind dagegen mit diesem Autogipfel hoffentlich endgültig vorbei.
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Schwerpunkt Klimawandel
Kommentar von
Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert. Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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