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Autobranche kritisiert EU-KommissionZu wenig E-Tankstellen

Der Verband der Automobilindustrie fordert mehr Ladepunkte für E-Fahrzeuge. Von Produktionsstopps wegen Klimaschutz oder Corona hält er nichts.

Der VDA fordert eine bessere Ladeinfrastruktur in der EU für E-Fahrzeuge Foto: Patrick Scheiber/imago

Berlin taz | Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) kritisiert die neue Mobilitätsstrategie der Europäischen Union scharf – weil die EU-Kommission bei fast allen Verkehrsmitteln auf Elektromobilität setzt. Es fehle ein europaweites Ladenetz, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller am Dienstag in Berlin. „75 Prozent der Ladeinfrastruktur in der EU finden wir aktuell in nur drei Staaten – Niederlande, Deutschland, Frankreich – und auch nur für Pkw.“ Eine Ladenetz für Lkw fehle fast völlig.

Die EU-Kommission hat einen Maßnahmenkatalog mit 82 Einzelvorhaben vorgelegt, mit denen der Verkehr dekarbonisiert werden soll. Müller verlangt, dass die Kommission diese Mobilitätsstrategie um synthetische Kraftstoffe und den Ausbau einer Wasserstoffinfrastruktur erweitert. „Wir müssen erwarten, dass die EU-Kommission nicht nur Ziele formuliert, sondern auch die Umsetzung in die Hand nimmt“, sagte sie.

Die Forderung etwa von Ver­tre­te­r:in­nen der Zero-Covid-Initiative, die Produktion in Deutschland wegen der Coronakrise zu stoppen, hält sie für falsch. „Es würde erheblich globale Verwerfungen geben“, sagte sie. Auch das Erreichen der Klimaziele durch Abschalten von Teilen der Wirtschaft lehnt sie ab. „Klimaschutz gelingt nur durch technische Innovation, nicht durch Verbot und Verzicht“, glaubt sie.

Die Coronakrise hat 2020 weltweit zu einem Einbruch bei den Autoverkäufen von 15 Prozent geführt. Der VDA geht davon aus, dass in diesem Jahr weltweit 73,9 Millionen Neuwagen verkauft werden, das wären 9 Prozent mehr als 2020. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr mit 2,9 Millionen Pkw rund 700.000 Autos weniger zugelassen als 2019. Für dieses Jahr rechnet der VDA hierzulande mit einem Absatz von 3,2 Millionen Fahrzeugen. Der Anteil der E-Autos lag 2020 bei 13,5 Prozent, allein im Dezember bei 26 Prozent.

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag Anton Hofreiter sieht in den Umsatzeinbrüchen einen Beleg dafür, „dass die deutsche Autoindustrie schnellstmöglich die Spur wechseln muss.“ Eine moderne Industriepolitik orientiere sich am Klimaschutz und setze auf Nachhaltigkeit, sagte er. „Die Zukunft der Autoindustrie und ihrer Arbeitsplätze liegt deshalb in neuen Technologien.“

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5 Kommentare

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  • Es müsste richtigerweise heissen: Zu wenig Strom. Wir sind vor Kurzem an einem Blackout vorbeigeschrammt- auch weil zZT JEDE streamt was das Zeug hält.

  • Vor allem müssen die Preise reguliert werden. 90 Cent pro kw/h sind ein Witz.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Die Autoindustrie hat uns von vorne bis hinten betrogen. Dafür wird sie fürstlich entlohnt mit Abwrackprämien und Kaufprämien für E-Autos.



    Auch die Nicht-Autofahrer müssen natürlich blechen, denn woher kommt das Geld? Aus der Steuerkasse natürlich!



    Die Autoindustrie bestimmt die Außenpolitik entscheidend mit! China und Brasilien dürfen weiterhin ihre Sauereien treiben, Hauptsache sie kaufen unsere Autos.

  • "Anton Hofreiter sieht in den Umsatzeinbrüchen einen Beleg dafür, „dass die deutsche Autoindustrie schnellstmöglich die Spur wechseln muss"

    Seufz.



    Das ist doch keine Begründung. Sollte die D Autoindustrie ab sofort nur noch e Autos anbieten, wäre der Einbruch 90%.

    PS Hat VW nicht 12Mrd Gewinn gemacht?

    PPS Die Autoindustrie sollte selbst für die Infrastruktur der Ladesäulen sorgen. Die EU hat auch keine Tankstellen gebaut.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @fly:

      PPS Die Autoindustrie sollte selbst für die Infrastruktur der Ladesäulen sorgen. Die EU hat auch keine Tankstellen gebaut.

      Warum sollte sie. Merkel schmeißt doch all zu gerne unser Steuergeld aus dem Fenster. Neben Abwrack- und Kaufprämien nun halt noch Tankstellenbau. Die CDU wird trotzdem gewählt.

      "Hildegard Müller (* 29. Juni 1967 in Rheine) ist eine deutsche Managerin, Verbandsgeschäftsführerin, Lobbyistin und ehemalige Politikerin (CDU). Von 2005 bis 2008 war sie Staatsministerin im Bundeskanzleramt und von 1998 bis 2002 die erste weibliche Bundesvorsitzende der Jungen Union. Seit dem 1. Februar 2020 ist sie Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). "



      Wikipedia