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Auswirkungen der TeillegalisierungDas Geschäft mit dem grünen Gold

Marie Frank
Kommentar von Marie Frank

Cannabis ist nun also etwas legaler. Schön für die Berliner*innen, die einen Garten haben. Für alle anderen ändert sich erst mal überhaupt nichts.

Kiffen in- oder außerhalb der Verbotszonen? Kontrolliert in Berlin eh keiner Foto: Sven Simon/Imago

N ur noch eine Woche, dann ist es so weit und es darf gegrowt werden, was das Zeug hält. Doch nicht je­de*r Ber­li­ne­r*in hat einen Garten, Balkon oder grünen Daumen. So manch Ge­le­gen­heits­kif­fe­r*in will einfach nur einen Joint rauchen, ohne dafür gleich zur Klein­gärt­ne­r*in werden zu müssen – zumal die Ernte ja auch erst in ein paar Monaten geraucht werden kann.

Also was tun? Zunächst einmal warten. Denn der Erwerb von Gras ist erst ab Juli in Cannabis Social Clubs möglich. Die sprießen jetzt schon an allen Ecken aus der Erde und werben mit Namen wie „Hanf im Glück“ um die zahlreichen Kun­d*in­nen in der Kifferhauptstadt. Wie das aussehen könnte, kann man in Spanien sehen, wo es schon länger Social Clubs gibt.

Das Ganze erinnert an einen Jugendclub für Erwachsene, am Tresen kann man sich unter verschiedenen Produkten eines aussuchen und sich deren Wirkweise erklären lassen. Danach wird bei Billard oder beim Kickern gedampft oder auf der Couch entspannt eine Limo für einen kleinen Obolus getrunken. In manchen Clubs muss man einen Mitgliedsbeitrag zahlen, in anderen nicht, und mit dem Wohnsitz nimmt es kei­ne*r so genau.

Das wird in Berlin vermutlich nicht anders sein, mit einem entscheidenden Unterschied: In der Hauptstadt des Mietenwahnsinns wird es schwer sein, an Räume für die vielen Social Clubs zu kommen. Und wenn doch, wird es aufgrund der hohen Mieten vermutlich eher kein kleiner Obolus sein, der für Gras, Getränke und Mitgliedsbeitrag gezahlt werden muss.

Vorsicht beim Gärtnern

Und wer Berlin in der Coronapandemie erlebt hat, wo sich jeder Späti oder Waschsalon mit Coronatests eine goldene Nase verdient hat und dabei vieles nicht gerade sauber ablief, kann sich ungefähr vorstellen, was nun auf uns zukommt. Natürlich wird es Ge­schäf­te­ma­che­r*in­nen geben, die das mit dem unkommerziellen Verkauf nicht so genau nehmen.

Und wer könnte es ihnen verdenken? Warum auch nicht Geld mit dem grünen Gold verdienen? Die Frage ist doch, warum die sogenannte Stufe zwei der Legalisierung mit dem Verkauf in lizenzierten Fachgeschäften erst in ferner Zukunft starten soll, wenn die Realität ohnehin Fakten schaffen wird? Der Staat verzichtet auf wertvolle Steuereinnahmen und in Berlin blüht der Schwarzmarkt, schön blöd.

Was wird sich für Ber­li­ne­r*in­nen also überhaupt ändern? Gras bekommt man schon jetzt überall, in der Öffentlichkeit kiffen darf man künftig auch in Zukunft fast nirgends, wenn man sich die vielen Verbotszonen anschaut. Bleiben doch nur die drei erlaubten Pflanzen. Aber Vorsicht beim Gärtnern: Wer darin zu gut ist, überschreitet schnell die erlaubte Grenze von 50 Gramm. Doch wer soll das schon kontrollieren?

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Marie Frank
Leiterin taz.berlin
Leiterin taz Berlin und Redakteurin für soziale Bewegungen, Migration und soziale Gerechtigkeit. Hat politische Theorie studiert, ist aber mehr an der Praxis interessiert.
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1 Kommentar

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  • Der Unterschied zu Spanien: dort ist der Besitz von Cannabis nicht straffrei. Das einzige, was die Clubs schützt, ist der Verfassungsrang der Privatsphäre. Wer aber aus dem Club kommt, kann von der Polizei durchsucht werden, und wenn dabei Cannabis gefunden wird, dann ist derjenige dran. Das mag von Provinz zu Provinz unterschiedlich streng gehandhabt werden, aber es ist prinzipiell nicht so wie hier, wo nun jeder 25 Gramm dabei haben kann.

    Was im übrigen ausreicht, um 5 durchschnittliche Deals zu machen...das Gesetz in seiner jetzigen Form schafft den Schwarzmarkt - nennen wir's beim Namen: das organisierte Verbrechen - nicht ab, schützt aber nun die Kleindealer. Blöd nur, dass man bislang hauptsächlich über die an die Bosse, die großen, internationalen Drogenhändlerringe, kam.