Ausschuss zur Kölner Silvesternacht: Ex-Polizeichef bittet um Verzeihung
Der ehemalige Kölner Polizeichef erscheint vor dem Untersuchungsausschuss im NRW-Parlament. Er sagt, die Polizei habe die betroffenen Frauen nicht genug geschützt.
Im Untersuchungsausschuss sagte Albers als Zeuge aus. Die NRW-Regierung hatte ihn eine Woche nach den massenhaften sexuellen Übergriffen auf Hunderte Frauen und dem viel kritisierten Polizeieinsatz in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Albers wurde vorgeworfen, die Öffentlichkeit nach den Vorfällen nicht rechtzeitig informiert und Details über die Herkunft der Verdächtigen zurückgehalten zu haben. Zwei Drittel der rund 160 Beschuldigten sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft Algerier und Marokkaner.
Die Ausschussmitglieder wollten wissen, wann Albers welche Erkenntnisse über die Vorfälle hatte. Zwischen Weihnachten und Neujahr sei er im Urlaub gewesen, sagte Albers. Von den Vorfällen habe er erfahren, als er kurz nach Mitternacht von einer privaten Party aus auf der Leitstelle anrief, um ein frohes neues Jahr zu wünschen.
Auf die Frage des FDP-Abgeordneten Marc Lürbke, ob er sich als Bauernopfer fühle, mit dem das Innenministerium aus der Schusslinie genommen werden sollte, antwortete Albers mit einem Verweis auf das Alte Testament. Nachdem er im 3. Buch Mose nachgelesen habe, was es mit dem Sündenbock auf sich habe, habe er festgestellt: „Da ist wahrscheinlich was dran, ja.“
Übergriffe auf Stadtfest in Ahrensburg
Unterdessen wurde bekannt, dass bei einem Stadtfest in Ahrensburg im Kreis Stormarn nach Angaben der Polizei am Wochenende offenbar mehrere Frauen bestohlen und sexuell belästigt worden sind. Bislang gebe es zehn Anzeigen, teilte die Polizei am Montag mit. Die Frauen seien am Sonnabend zwischen 22 Uhr und Mitternacht in der Innenstadt von einer Gruppe afrikanisch aussehender Männer angetanzt, bestohlen und belästigt worden.
Noch am Sonnabend wurden neun Jugendliche und zwei Heranwachsende festgenommen, die alle in Hamburg wohnen. Alle hätten einen Migrationshintergrund, ihre Familien stammten aus verschiedenen afrikanischen Ländern, sie seien jedoch in Deutschland geboren und deutsche Staatsbürger, sagte ein Polizeisprecher. Alle Festgenommenen gelten nach Angaben des Sprechers inzwischen als Beschuldigte.
Um die laufenden Ermittlungen besonders zu den möglichen Sexualdelikten nicht zu gefährden, nannte die Polizei keine Einzelheiten zum Tatablauf. Die Polizei bittet Zeugen und eventuell weitere Opfer, sich zu melden. Zuvor hatten mehrere Medien über die Anzeigen berichtet.
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