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Ausschuss über Schavans Doktorarbeit„Stichhaltige“ Plagiatsvorwürfe

Der Promotionsausschuss der Uni Düsseldorf geht davon aus, dass Bildungsministerin Schavan in ihrer Doktorarbeit abgeschrieben hat. Nun prüft sie das nächste Gremium.

Hat dazu nichts zu sagen: Bildungsministerin Schavan (CDU) Bild: dapd

DÜSSELDORF dapd | Die Universität Düsseldorf treibt das Plagiatsverfahren gegen Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) voran. Der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät der Hochschule werde sich im Januar mit dem Verdacht auf wissenschaftliches Fehlverhalten im Zusammenhang mit der Dissertation befassen, teilte die Universität mit. Schavan wird vorgeworfen, in ihrer 32 Jahre alten Doktorarbeit „Person und Gewissen“ Textpassagen unsauber übernommen zu haben.

Der Promotionsausschuss der Universität halte die Vorwürfe nach wie vor für stichhaltig, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Er stelle sich damit hinter einen im Oktober bekannt gewordenen internen Prüfbericht, der Schavan vorwerfe, absichtlich abgeschrieben zu haben. „Für die Fakultät ist es unausweichlich, diesen Weg der Überprüfung weiter zu gehen“, sagte der Rektor der Universität, Michael Piper, der Zeitung.

Der Fakultätsrat müsse entscheiden, „ob die von der Promotionskommission ermittelten Befunde als schwerwiegend genug betrachtet werden können, um das Verfahren zur Aberkennung des Doktortitels zu eröffnen“, heißt es in der Mitteilung der Universität weiter. Die Kommission hatte das nach „eingehender Prüfung der Arbeit und Anhörung der Betroffenen“ empfohlen. Im Frühjahr habe es „begründete Hinweise auf ein mögliches Plagiat“ gegeben.

Schavan wurde 2009 zur Honorarprofessorin der Freien Universität Berlin ernannt und führt deshalb auch einen Professorentitel. Die aus Baden-Württemberg stammende Politikerin bestreitet die Vorwürfe – äußert sich zu dem Verfahren selbst jedoch derzeit nicht.

Die Universität Düsseldorf stand wegen des Verfahrens bereits selbst im Fokus. Ein Gutachten, das der Ministerin unsauberes Arbeiten bei ihrer Dissertation vorwirft, war an die Öffentlichkeit gelangt. Die Hochschule erstattete deshalb Anzeige. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) verlangte daraufhin einen Neustart des Prüfverfahrens.

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9 Kommentare

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  • RB
    Rainer B.

    Im Interesse des Wissenschaftsstandorts Deutschland sollten regelmäßige Stichproben-Kontrollen aller Doktorarbeiten eingeführt werden. Wer geschummelt hat und erwischt wird muss raus sein für immer und dürfte mit dem Wissenschaftsbetrieb nicht mehr in irgendeiner Verbindung stehen.

     

    Die nicht unerheblichen Kosten für die Überprüfung müssten den Erwischten komplett in Rechnung gestellt werden. Ebenso müssen die Einnahmen, die von falschen Doktoren nur aufgrund ihres Titels erzielt wurden zurückgezahlt werden. Nur so kann man verhindern, dass aus Wissenschaft in Deutschland allmählich eine Lachnummer wird.

  • D
    dauermeckerer

    Ich finde, wenn Frau Schavan aufgrund ihrer abgepinselten Doktorarbeit ihren Titel verliert, dann sollte sie auch eine saftige Entschädigung an die Uni zahlen, der sie so viel Arbeit verursacht hat: Der erste Promotionsausschuss wurde gelinkt, der zweite musste in noch größerer Besetzung noch mal das Machwerk durchackern.

    Das ist teure Professorenzeit, die die Bearbeitung laufender, aktueller Promotionen beeinträchtigt. Dafür sollten die Schummler wie sie zahlen. Übrigens gilt das auch für ihre "Fallvorgänger": zu Guttenberg, Koch-Mehrin und noch ein paar andere ...

  • H
    Harro

    Annette Schavan hätte sich längst zurückziehen sollen.

     

    Sie wird das nie und nimmer überleben. Und selbst wenn sie alle Macht und Kraft der CDU nutzt, um die Probleme ihrer Dissertation abzumildern, wird der Schaden fürs Amt, für die Partei und sie selber irreparabel sein.

     

    Aber hier ist's wieder: Politiker nehmen sich im Zweifel, was ihnen nicht zusteht. Wenn man sich mit ihrer Arbeit ein wenig beschäftigt hat, dann kann man es ganz gut nachvollziehen, dass ihre Arbeit extrem problematisch ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie 2013 noch Frau Dr. Schavan ist.

     

    (Wäre sie gegangen und hätte auf den Titel verzichtet, würde sie irgendwo auf einem CDU-Posten verschwinden und keine Rolle mehr spielen. So wird's knallen.)

  • PM
    Peter Meisel

    Das Kompetenz-Team von Frau Merkel beginnt mit der Wahlwerbung für 2013:

    "Bitte schenken sie uns Ihr Vertrauen"

    Unsere Krise ist der Ausdruck einer fehlenden Kommunikationskultur, fehlender Wahrhaftigkeit, fehlenden Vertrauens und fehlender Verlässlichkeit! (Nidda-Rümelin). Dieses unverständliche Sprachengewirr wird durch den Untergang der multikulturellen Gesellschaft Babylons erinnert und aktuell durch die Oper in München aufgezeigt. Das Kind: erfährt von Tammu "kein Himmlischer hat die Flut bewirkt, und keiner darf versprechen, sie werde niemals wiederkehren. Das Kind: Ihr Völker lernt gefährlich leben, baut Häuser, die schwimmen, baut Städte die schweben." (Sloterdijk)

    Wie zum Beispiel Stuttgart 21. Die Schwebe-Bahn hat die Grundberührung verloren. Jetzt geht es bei der Prüfung von Promotionen wie bei S21 um den Vorsatz oder lediglich um die Unfähigkeit. In öffentlicher Verantwortung ist dies sogar strafbar. Für Beamte gilt das Remonstrationsgesetz, das auch Nicht-Handeln bestraft?

  • S
    sowhat

    Das ist schon echt der Hammer. Wenn schon Frau Dr.(?) Schavan nicht sauber gearbeitet hat, frage ich mich, ob es dann überhaupt iregenbdeine "saubere" Doktorarbeit gibt. Mir kommt das ungefähr so vor, als wenn man mir mitteilen würde: "Der Papst ist evangelisch und hat drei uneheliche Kinder." Einfach irre.

  • N
    nicht überrascht

    Schadenfreude kommt immer dann auf, wenn wir es mit selbstgerechten und super-moralisch daher kommenden Figuren zu tun haben ....

     

    Es empfielt sich bei denjenigen, die uns ständig mit Moral, Leistung, Fleiß und ähnlichen "Tugenden" belehren wollen, genau hinzusehen. Besonders innerhalb der Berufspolitiker-Gilde von CDU/CSU (allesamt Transferleistungsempfänger, die von unseren Steuergeldern leben) wird man da regelmäßig fündig.

     

    Wer noch nicht an Gedächtnisschwund leidet, wird sich erinnern an die "Vorbilder", die dann - bei näherem Hinsehen - allesamt gewaltig Dreck am Stecken hatten; einige Beispiele: F.J.Strauß - Friedrich Zimmermann - Monika Hohlmeier (Strauß-Tochter) - Max Strauß (Strauß-Sohn) - Wolfgang Schäuble - Helmut Kohl - Guttenberg und jetzt wahrscheinlich Schavan, die edle, untadelige "Akademikerin" und Merkel-Intimfreundin ...

     

    Und vielleicht sollte uns - bei der nächsten Bundestagswahl - auch das hier zu denken geben:

     

    „Intelligenz und Evolution: Konservative haben geringeren IQ - Konservative und religiöse Menschen haben (…) einen geringeren Intelligenzquotienten. Psychologen glauben, dass man das Phänomen evolutionsbiologisch erklären kann …“ SPIEGEL-ONLINE 01.03.2010

     

    Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/intelligenz-und-evolution-konservative-haben-geringeren-iq-a-680956.html

     

    --------

     

    Das erklärt auch, warum so viele Vollpfosten als Berufspolitiker arbeiten: Sie würden im Berufsleben kläglich scheitern, haben sich daher diese Nische gesucht und leben von überaus üppigen Transferleistungen einschließlich einer geradezu königlichen Altersversorgung. Es ist offensichtlich, warum diese Gestalten sich nicht für Probleme, wie Altersarmut, interessieren - es betrifft sie ja nicht, soll das gemeine Volk im Alter doch ruhig verelenden.

     

    Und genau diese Scheinheiligen reden dann immer gern davon, dass sich Leistung wieder lohnen müsse (genau, Herr von und zu Guttenberg und Frau Schavan :-), Leistung und nicht geistiger Diebstahl!), dass sich Hartz IV Empfänger "gemütlich in der sozialen Hängematte einrichteten" und ähnlicher Hetze.

  • K
    kroete

    Heute würden sich zahlreiche Lehrer/innen freuen, wenn die Schülerschar zumindest noch korrekt abschreiben könnte.

    Geht Frau Schavan der Titel verlustig, hat sie viel Zeit, im gutdotierten Vorruhestand, an einer neuen akademischen "Gradwanderung" herum zu doktern.

  • N
    naseweiser

    Tja , Frau Professor Bildungsministerin , ...wären Sie besser Verkehrsministerin geworden . Dann hätte Ihre Freundin Angela vielleicht noch was machen können . Aber so ...

  • N
    neubau

    Das ist die späte Rache für das "neue" Abitur in Ba-Wü, das seit 2004 Schüler quält!