Ausländerfeindlichkeit in der AfD: Die tun nur so
Die AfD hat eine spezielle Einstellung zu Ausländern: russische Patrioten stellt sie an, alle anderen sollen verschwinden. Ein Verständnisversuch.
L angsam aber sicher bekomme ich das ungute Gefühl, dass die AfD uns Ausländer nicht richtig mag. Es ist aber auch gut möglich, dass ich, mittlerweile mit gefühlt 100 Jahren Deutschland auf dem Buckel, sehr empfindlich und etwas übersensibel reagiere. Was habe ich in all den Jahren auch nicht alles durchgemacht? NPD, DVU, die Republikaner und jetzt die AfD!
Und wie wurde ich in all den Jahren genannt: „Gastarbeiter“, „Scheinasylant“ und jetzt „Sozialschmarotzer“. Mit „Sozialschmarotzer“ meint die AfD aber nicht mich, sondern die Menschen, die wegen Krieg und Hunger aus ihrer Heimat nach Deutschland geflohen sind.
Die AfD hat ja ein etwas spezielles Weltbild und so klärt uns ihr Spitzenkandidat für die Europawahl, Maximilian Krah, beispielsweise über Männer auf: „Echte Männer sind rechts, echte Männer haben Ideale, echte Männer sind Patrioten, dann klappt’s auch mit der Freundin“, philosophiert er.
Nach den vielen Spionen in seinem Büro zu urteilen, meint er mit Patrioten sicherlich die russischen Patrioten.
Die AfD tritt bei der Europawahl an, um Europa fertigzumachen, wie sie offen zugibt: „Lasst uns zusammen die EU beenden“, sagt sie. Oder: „Bringen wir diesen korrupten Laden zum Einsturz.“
Auf ihren Wahlplakaten schreibt die AfD „Kriminelle Ausländer raus“. Tief in ihrem Innern meint sie das natürlich nicht so. Das ist nur ein harmloser Wahlkampfspruch. Wie gesagt, sie hat ja russische Patrioten im Büro.
Außerdem, was sagt uns ein altes, luxemburgisches Sprichwort: dass Freiheit immer die Freiheit der Andersdenkenden ist!
Deshalb habe ich heute Mittag auf dem Gemüsemarkt vor dem Rathaus eine repräsentative Umfrage unter Andersdenkenden gemacht und den Mann am AfD-Stand gefragt, was er denn so zum Thema Ausländer zu sagen hat.
Und wie ich vermutet habe, die AfD hat wirklich nichts gegen uns Ausländer. Im Gegenteil: Sie lieben uns sogar – sofern wir nicht in Deutschland leben!
Die Ausländer, die die AfD unbedingt aus Deutschland remigrieren will, sind die, die arbeitslos sind. Allerdings mögen sie die, die Arbeit haben, auch nicht besonders, weil sie ja den Deutschen die Arbeitsplätze wegnehmen.
Er persönlich habe nicht mal was gegen Asylanten, hat mir der Mann am AfD-Stand unter vier Augen anvertraut. Auf jeden Fall nicht gegen den Kriegsflüchtling Hassan aus Syrien, der gerade für zwei Euro die Stunde in seinem Badezimmer die neuen Fliesen legt. Im Grunde seines Herzens finde er die Ausländer gar nicht mal so schlimm, hat er mir versichert.
Denn letzten Endes seien die Grünen, die Kommunisten, die Sozialisten, die Liberalen, die Umweltschützer und die Gewerkschaftler noch schlimmere Parasiten als die Ausländer. Und abgesehen davon würde so ein kleiner Hitler Deutschland bestimmt sehr guttun!
Liebe Luxemburger, ich weiß, ihr habt Recht: Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.
Aber was zum Teufel machen wir mit den Faschisten?!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers