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Ausbeutung bei LieferdienstenGorillas sollen angreifen

Die freien Gewerkschaften FAU und IWW wollen die Rider des Lieferdienstes jetzt auch in Hamburg zum Arbeitskampf organisieren.

Zeit zum Durchatmen haben die Rider selten – innerhalb von zehn Minuten muss die Lieferung da sein Foto: Annette Riedl/dpa

Hamburg taz | Die einen sind faul und die anderen brauchen Jobs – nach diesem Konzept boomen seit der Coronapandemie Lieferdienste. Der wohl aggressivste von ihnen ist derzeit Gorillas: Das Unternehmen verspricht, innerhalb von zehn Minuten einen kompletten Einkauf nach Hause zu liefern. Dass das auf Kosten der Arbeitsbedingungen geht, dürfte jedem klar sein.

In Berlin haben die „Rider“, also die Fahrradkuriere, im Juli mehrere Wochen gestreikt und ihre Warenhäuser blockiert. Jetzt gibt es auch in Hamburg erste Versuche, die Ar­bei­te­r*in­nen­schaft des Start-ups zu organisieren. Die freien Gewerkschaften FAU (Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union) und IWW (Industrial Workers of the World) wollen mit einer Fahrraddemo an drei Gorillas-Filialen vorbeifahren und mit Ridern ins Gespräch kommen.

Ein paar Rider seien auch schon bei den Gewerkschaften organisiert, sagt ein Sprecher der FAU, der sich „Mo“ nennt. „Für einen Streik fehlt aber noch eine breitere Basis“, sagt er. Das Ziel sei, den Arbeitskampf, der in Berlin und anderen Städten stattfindet, auch nach Hamburg zu tragen.

Die Demo soll in einem größeren Zusammenhang stehen: Unter dem Stichwort #Freitag13 sind auch in anderen Städten wie Hannover, Köln, Stuttgart, Paderborn oder Berlin Demonstrationen gegen „Horror-Jobs, Ausbeutung und Anwälte des Schreckens“ geplant. Der bundesweite Aktionstag findet nach Angaben der Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen der „Aktion gegen Arbeitsunrecht“ bereits zum elften Mal statt und sei in der Vergangenheit durchaus erfolgreich gewesen

Deliveroo hat sich schon zurückgezogen

H&M etwa habe nach Protesten im Jahr 2017 massive Umsatzeinbußen verzeichnet, der Essenslieferant Deliveroo habe sich im Jahr 2018 aus mehreren deutschen Städten zurückgezogen und den Standort schließlich ganz verlassen. Auch das Verbot von Werkverträgen in der Fleischindustrie schreibt sich die „Aktion gegen Arbeitsunrecht“ als Erfolg zu.

In Hamburg müssen sie erst mal klein anfangen. Von Arbeitskampf war hier noch keine Spur, während die Berliner Kollegen ihre Filialen in Solidarität mit einem gekündigten Kollegen blockierten.

„Aber die Probleme sind hier natürlich die gleichen“, sagt Mo von der FAU. Von den Ar­beit­ge­be­r*in­nen sowie von denen der Lieferdienste Lieferando und Just Eat fordern sie, die Probezeit von derzeit sechs Monaten zu verkürzen, Verträge zu entfristen, Reparaturen und Kosten für die Ausrüstung zu übernehmen und inhumane Kontrollmechanismen wie Überwachung und Mitarbeiter-Rankings per App zu stoppen. Die Demo soll um 14.30 Uhr an der FAU-Zentrale in der Fettstraße starten und über die Schanze nach Winterhude ziehen.

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