piwik no script img

Ausbau erneuerbarer EnergienKoalition einigt sich beim Ökostrom

Sonderausschreibungen für Wind- und Solaranlagen kommen bis 2021 – und damit ein Jahr später als im Koalitionsvertrag vereinbart.

Mehr Windenergie soll dazu beitragen, dass Deutschland die Klimaziele nicht ganz so stark verfehlt Foto: dpa

Die Fraktionsspitzen von Union und SPD haben sich nach monatelangem Streit auf einen Fahrplan für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien geeinigt. Die zusätzlichen Ausschreibungen von Wind- und Solarkraftwerken mit einer Leistung von jeweils 4 Gigawatt sollen in den Jahren 2019 bis 2021 umgesetzt werden, heißt es in einem Eckpunktepapier, das am Dienstagabend beschlossen wurde und der taz vorliegt.

Damit wird das Projekt um ein Jahr gestreckt: Laut Koalitionsvertrag sollten die Ausschreibungen bis 2020 umgesetzt sein. Bei einem Teil der Anlagen sollen neue Regelungen erprobt werden, etwa dass sie keine Vergütung bekommen, wenn die Strompreise negativ sind.

Eine Entscheidung darüber, wie die ebenfalls im Koalitionsvertrag vereinbarte Steigerung des Ökostromanteils auf 65 Prozent bis 2030 erreicht werden soll, wurde um ein Jahr vertagt. Bis dahin soll zunächst eine Arbeitsgruppe Vorschläge erarbeiten, wie die Akzeptanz von Windenergieanlagen erhöht werden kann.

Der zusätzliche Ausbau der erneuerbaren Energien sollte dazu beitragen, dass Deutschland sein Klimaziel nicht ganz so stark verfehlt wie erwartet, denn mehr Wind- und Sonnenstrom ist die Voraussetzung dafür, die klimaschädliche Stromerzeugung aus Kohle zu reduzieren.

„Endlich ist der Knoten durchgehauen“

Aus der CDU hatte es aber Widerstand gegen die Ausbaupläne gegeben – unter anderem mit Verweis auf die angeblich unzureichenden Stromnetze. Zudem gab es bei den letzten Ausschreibungen teilweise zu wenige Angebote, weil nicht genug Standorte für Windräder genehmigt wurden. Dies wurde als Argument für eine zeitliche Streckung der Ausschreibung angeführt.

Ein Sprecher von CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier begrüßte die Einigung. Auch SPD-Verhandlungsführer Matthias Miersch zeigte sich zufrieden. „Endlich ist der Knoten durchgehauen“, erklärte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende. „Wir verringern schrittweise die Lücke zur Erreichung der Klimaziele.“

Kritik kommt hingegen von der SPD-Energiepolitikerin Nina Scheer. „Der Zeitraum ist zu lang“, sagte sie der taz. „Das finde ich nicht akzeptabel.“ Auch der energiepolitische Sprecher der Linken, Lorenz Gösta Beutin, kritisierte, durch die Entscheidung werde die Klimaschutzlücke nicht annähernd geschlossen. Der Branchenverband BDEW lobte die Einigung hingegen als „überfällig“ und erklärte, sie sei „hoffentlich der Auftakt für eine energiepolitische Offensive der ­Koalition“.

Das CDU-geführte Wirtschaftsministerium hat auf Grundlage der Einigung bereits einen Gesetzentwurf erarbeitet, der voraussichtlich nächsten Mittwoch vom Kabinett beschlossen und dann von den Fraktionen in den Bundestag eingebracht werden soll. Damit die zusätzlichen Ausschreibungen tatsächlich im nächsten Jahr beginnen können, muss das Gesetz dort schnell verabschiedet werden. Ursprünglich war das schon vor der Sommerpause geplant.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Zum nachlesen der Stand von vor einem Monat www.cdu.de/artikel...uss-1-oktober-2018 :

    "Vorgesehen sind Sonderausschreibungen, mit denen [sic!] acht bis zehn Millionen Tonnen CO2 zum Klimaschutzziel 2020 beitragen sollen. Hier sollen je vier Gigawatt Onshore-Windenergie und Photovoltaik sowie ein Offshore-Windenergiebeitrag zugebaut [!! nicht erst dann ausgeschrieben!] werden, je zur Hälfte wirksam in 2019 und 2020."

    Bei Fertistellung von je 1 Gigawatt in 2019 und 1,4 GW sukzessive in 2020 wird 2020 etwa nur ein Drittel des angestrebten Effekts von acht bis zehn Millionen Tonnen CO2-Einsparung erreicht

  • Anfang Oktober hieß es noch, die Ausschreibungen sollen, wie in der Koalitionsvereinbarung vorgesehen, so rechtzeitig erfolgen, dass die Anlagen in 2019 und 2020 in Betrieb gehen. Was nun genau in dem Eckpunktepapier steht, bleibt etwas diffus - beziehen sich die halbierten Zahlen auf die Inbetriebnahmen in 2019 - das wäre vertretbar - oder auf die Durchführung von Ausschreibungen - das wäre eine energiepolitische Benkrotterklärung.

    Ein Affront ist das Ganze gegenüber der als "Kohlekommission" unvollständig bezeichneten Gruppe, die Vorschläge für die Energiewende insgesamt ausarbeiten soll. Wenn die Politik jetzt vorgreift, und nun schon festsetzt, wie die Energiewende im Jahr 2021 gestaltet werden soll, macht die Arbeit der Kommission nämlich obsolet. Denn über die Energiepolitik des Jahres 2022 entscheidet ohnehin der nächste Bundestag.

    Bislang gehörte zu den Aufgaben der Kommission unter anderem die Erarbeitung eines Vorschlags, wie die erneuerbaren Energien in Zukunft vorankommen sollen - ob gedeckelt über Ausschreibungen mit planwirtschaftlichen Elementen, oder über ihre Durchsetzung am Markt mit Hilfe einer fairen CO2-bezogenen Besteuerung der Wettbewerber. Die planwirtschaftlichen GroKo-Politiker wissen es offenbar besser und möchten keine Beratung.

    Nach dem Wahlerfolgen der Grünen ist zudem erstaunlich, dass die GroKo die Energiewende noch mehr verlangsamen möchte.