Aus für geplanten Nationalpark Ostsee: Der CDU fehlt der Weitblick
Schleswig-Holsteins CDU begräbt die Pläne zur Einrichtung des Nationalparks Ostsee. Daniel Günther sei vor Protesten eingeknickt, beklagt der Nabu.
„Die Vorschläge zeigen leider, was wir schon befürchtet hatten: Sie sind kein Schutz der Ostsee, sondern nur leere Lippenbekenntnisse“, sagt Ludwichowski. Kaum Verbindliches finde sich in dem Plan, vor allem setze die CDU auf den guten Willen wirtschaftlicher Akteure etwa aus der Tourismusbranche, der Fischerei oder des Hafenwesens. Und wenn es um die Beseitigung der Munitionslasten geht, schiebe die CDU die Verantwortung an den Bund ab.
Dabei hatte Ludwichowski in den vergangenen Monaten gehofft, dass der Ministerpräsident, der bisher hinter dem Vorhaben des grünen Koalitionspartners stehe, seine CDU trotz Attacken von Nationalparkgegner:innen auf Linie halte.
„An der Westküste gab es damals doch auch diesen Radau“, sagt Ludwichowski und spielt auf die Errichtung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer in der Nordsee an. Beschlossen hatte den 1985 die alleinregierende CDU – gegen den Willen weiter Teile der Küstenbewohner:innen. Die sorgten sich besonders wegen Einschränkungen der Fischerei und der Landwirtschaft.
Nationalparks fördern Tourismus sogar
„Aber damals war die CDU weitsichtiger“, so Ludwichowski. Heutzutage werde schließlich nicht nur der Schutz des Wattenmeers allgemein als ökologisch sinnvoll erkannt – das Land profitiere sogar davon, denn nach der Errichtung hat sich der Tourismus zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor entwickelt. „Es gibt nirgendwo auf der Welt einen Nationalpark, der dem Tourismus geschadet hat“, sagt Ludwichowski. Selbst der damals befürchtete Einbruch in der Landwirtschaft ist ausgeblieben.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
„Auch heute hätte die CDU wieder politische Verantwortung übernehmen müssen und sich über die temporären Befindlichkeiten mancher Akteure hinwegsetzen müssen“, sagt der Nabu-Geschäftsführer. Nun müsse sich die CDU auf unangenehme Zeiten einstellen: „Wir werden für jedes Versprechen aus dem CDU-Plan immer und immer wieder Maßnahmen einfordern. Dann wird sich schnell die Doppelzüngigkeit zeigen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen