Auf der Alster wird es zunehmend eng: Umkämpfter Tümpel

Boote, Bretter und Barkassen: Auf der Hamburger Außenalster wird es immer voller – ein 1A-Sommerlochthema.

Ein Krokodil in einem Nationalpark in Puntarenas, Costa Rica

Tauchfahrt im Sommerloch: Alsterkrokodil (Symbolfoto) Foto: Jeffrey Arguedas/EPA/dpa

HAMBURG taz | Wenn die Sonne hoch am Himmel steht: Was den Menschen auf heckenbefriedeten Vorstadtgrundstücken Nachbars Gartenschlauch ist, umgedeutet zur gefährlichen Schlange, ist da, wo sich schwimmen gehen lässt, das angeblich ausgebüxte Amphibiengetier. Gegen die allsommerlich in deutschen Baggerseen gesichteten Echsen sind die urban-legendären Alligatoren in der Kanalisation doch ein Witz mit Rückenkamm.

In Hamburg gibt es auch Baggerseen, aber die größte und bedeutendste Wasserfläche ist zum Baden nicht erschlossen. Umso mehr kennt aber auch die Außenalster so ihre Sommerlochthemen. Alljährlich etwa schlägt irgendein Hinterbänkler von der (hierfür notwendigerweise oppositionellen) CDU vor, die weißen Ausflugsdampfer doch zum richtigen Nahverkehrsmittel zu machen, weil das ja Schiene und Straße entlasten würde.

Beinahe so zuverlässig regt auch immer wieder irgendwer an, dass das mit dem Baden endlich in professionelle Formen gebracht gehörte – womit in Hamburg natürlich gemeint ist, dass sich damit Eintrittsgeld verdienen lassen muss.

Zunehmendes Gewusel

Im zweiten Pandemiesommer, also einem mit bestenfalls eingeschränkter Verreisefreiheit, tritt ein neues Thema hinzu. Wenn nämlich viele Menschen in der Stadt bleiben, wird es voll auf dem Wasser: Die elegante Eppendorferin und der wohlsituierte Winterhuder führen Schlauchboot und Stehpaddelbrett aus und kommen damit neben immer mehr Schwimmer_innen auch den Platzhirschen ins nasse Gehege, also Segel- und Ruderklubs. Und die erwähnten Ausflugsschiffe müssen ja noch durch das ganze Gewusel durch.

„Wenn es so weitergeht, gibt es bald Tote“: So ließ sich im Alster-, nein, Abendblatt nun nicht etwa der tätowierte Gaunerrapper Gzuz zitieren, sondern Rudertrainer Christian Dahlke, selbst „deutscher Meister in unterschiedlichen Bootsklassen“ und WM-Teilnehmer; mindestens so bezeichnend für die Hamburger Verhältnisse: „Zu seinen Schülern gehören Olaf Scholz, Markus Lanz und viele andere.“

Schuld: immer der andere

Dieser Mann also sorgt sich um Nutzungskonflikte und eine untätige Stadt. Würde man dazu nun einen Barkassenkapitän fragen, wüsste der, wer das größte Problem ist auf dem Tümpel und den ihn speisenden Kanälen: die rücksichtslosen Rudertrainer_innen nämlich, in ihren – ja motorisierten – Gefährten.

So zeigt der eine auf den anderen, warum sollte es auch anders sein als an Land? Wer aber nicht bloß nach mehr Schildern und Bojen und Regeln rufen möchte und doch etwas tun für die Entzerrung, für den habe ich einen Tipp: glaubhaft vorbringen, man habe da draußen einen Alligator gesehen.

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