Attentate von Barcelona: „Noch größeres Ausmaß geplant“
Die vier festgenommenen Barcelona-Attentäter stehen vor Gericht. Einen lässt der Richter unter Auflagen frei. Die Zelle soll weitere Anschläge geplant haben.
Dem Gericht vorgeführt wurden außer dem 21-jährigen Chemlal Driss Oukabir, Mohammed Aallaa und Salh El Karib. Chemlal ist ein Spanier aus der spanischen Nordafrika-Exklave Melilla. Die anderen drei Verdächtigen sind Marokkaner. Der 27-jährige Aallaa ist der Eigentümer des Audi, der bei dem Anschlag in Cambrils eingesetzt wurde.
Gegen Chemlal und Oukabir wurde Haftbefehl erlassen. Aallaa wurde am Dienstagabend vorläufig auf freien Fuß gesetzt. Es gebe zum jetzigen Zeitpunkt keine Beweise, dass er an den Taten beteiligt war, schrieb der Richter in seiner Begründung. Ihm gehöre lediglich das Tatfahrzeug von Cambrils. Dennoch werde weiter gegen ihn ermittelt. Aallaa muss sich regelmäßig bei der Polizei melden und darf Spanien nicht verlassen.
Die Rolle El Karibs, dem Betreiber eines Call-Shops, soll noch genauer untersucht werden. Der Richter wolle innerhalb von drei Tagen entscheiden, ob der Verdächtige auf freien Fuß gesetzt wird oder in Gewahrsam bleibt, hieß es aus Justizkreisen.
Chemlal sagte den Angaben zufolge, die Zelle habe „einen Anschlag noch größeren Ausmaßes geplant“. Dieser Anschlag habe „auf Monumente abzielen“ sollen. Er wusste nach eigenen Angaben „seit mindestens zwei Monaten“ von den Anschlagsplänen.
Oukabir mietete Lieferwagen
Die Anhörung fand unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen am Nationalen Gerichtshof in Madrid statt. Der Richter erhob mehrere Beschuldigungen gegen Chemlal und Oukabir: Verantworten müssen sie sich unter anderem wegen terroristischer Morde, Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Besitzes von Sprengstoff.
Oukabir räumte am Dienstag vor Gericht ein, den Lieferwagen des Anschlags von Barcelona angemietet zu haben. Er habe den Wagen für einen Umzug gemietet. Aallaa sagte, der Audi, der bei dem Anschlag in Cambrils verwendet wurde sei nur auf seinen Namen registriert gewesen, aber von seinem Bruder Said benutzt worden.
Bei den Anschlägen von Barcelona und Cambrils wurden vergangene Woche 15 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt. Von den zwölf mutmaßlichen Mitgliedern der Terrorzelle leben nur noch die vier, die nun in Madrid vor Gericht standen. Die übrigen acht wurden von der Polizei erschossen oder starben bei der Explosion in einem Haus in Alcanar. Dort hatten die Attentäter nach dem Stand der Ermittlungen ein Lager mit Chemikalien zur Herstellung von Sprengstoff angelegt.
Der Hauptattentäter, der 22-jährige Younes Abouyaaqoub, der den Lieferwagen in eine Menschenmenge auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas gesteuert haben soll, wurde am Montag von der Polizei erschossen. Der mutmaßliche Kopf der Terrorzelle, der Imam Abdelbaki Es Satty, kam am vergangenen Mittwoch bei der Explosion im Versteck der Gruppe in Alcanar ums Leben.
Imam soll Attentäter radikalisiert haben
Den Gerichtsunterlagen zufolge fand die Polizei in den Trümmern des Hauses eine große Anzahl von Butangasflaschen, verschiedene Chemikalien, eine große Anzahl von Nägeln sowie Zünder. Zudem fanden sie ein Schreiben mit den Worten „Ein kurzer Brief der Soldaten des Islamischen Staates auf dem Gebiet von Al Andalus an die Kreuzfahrer, die Sünder, die Unrechten und die Verdorbenen“. Al Andalus ist der arabische Name der bis ins 15. Jahrhundert von Muslimen beherrschten Gebiete auf der Iberischen Halbinsel.
Chemlal war bei der Explosion in Alcanar verletzt worden. Er sagte dem Richter nach Angaben aus Justizkreisen, der Imam habe sich in die Luft sprengen wollen. Zwei der Verdächtigen machten den Imam demnach für die Anschlagspläne verantwortlich, zwei hätten angegeben, ihn nicht zu kennen. Die Attentäter sollen von dem aus Marokko stammenden Imam radikalisiert worden sein.
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