Athen will Übernachtungen besteuern: Touristen-Steuer fürs Klima
Griechenlands Touristen sollen künftig höhere Steuern auf Übernachtungen zahlen. Der Name der Steuer wird modern: „Klimakrisenresistenzgebühr“.
Dies offenbarte der griechische Finanzminister Kostis Chatzidakis bei der Vorstellung eines Gesetzesentwurfs, der bis zum Jahresende im Athener Parlament verabschiedet werden soll. Demnach soll die seit dem 1. Januar 2018 erhobene Übernachtungsabgabe, die zusätzlich zu der in Griechenland im EU-Vergleich ohnehin happigen Mehrwertsteuer in Höhe von 24 Prozent zu zahlen ist, deutlich steigen.
Konkret: Wer in einem Drei-Sterne-Hotel übernachtet, zahlt bisher 1,50 Euro pro Ferientag. Künftig werden dafür drei Euro pro Nacht fällig. Das bedeutet eine Verdopplung. Für Vier-Sterne-Hotels wird die Steuer von bis dato drei Euro gleich auf sieben Euro und damit um stattliche vier Euro erhöht – pro Nacht. Wer sich für ein Fünf-Sterne-Hotel während seines Griechenlandurlaubs entscheidet, der muss dafür fortan sogar zehn Euro pro Nacht statt bisher vier Euro bezahlen.
Zugleich wird die Beherbergungssteuer, die salopp gerne „Schlafsteuer“ genannt wird, laut dem Gesetzesentwurf der Regierung Mitsotakis in „Klimakrisenresistenzgebühr“ umbenannt. Hintergrund: Griechenland wurde in diesem Sommer von besonders heftigen und langen Hitzewellen, desaströsen Waldbränden und hernach weitläufigen Überschwemmungen getroffen.
Griechenland muss resistenter gegen Klimawandel werden
Das hehre Ziel: Mit der Steigerung der Übernachtungsabgabe und der dadurch erhofften Einnahmesteigerung für den hellenischen Fiskus will Mitsotakis die Urlaubsdestination Griechenland robuster gegen die hierzulande spürbare Klimakrise machen.
Mitsotakis hatte in seiner Zeit als Oppositionschef Hand in Hand mit ihm nahestehenden Medien, aber auch im Einklang mit deutschsprachigen Medien wie dem Handelsblatt, den damaligen Premier Tsipras wegen der Einführung der Schlafsteuer vollmundig noch frontal angegriffen. Dabei malte er unter Berufung auf empörte Branchenvertreter den angeblich unvermeidlichen Absturz des griechischen Tourismus an die Wand.
Tsipras habe beim Erfinden immer neuer Steuern „stets einen erstaunlichen Einfallsreichtum bewiesen“, um so „die Staatskassen zu füllen“, polterte damals das Handelsblatt.
Schnee von gestern. Anstatt wie versprochen die Steuerschraube zu lockern – um so die griechischen Staatseinnahmen nach ihrer Lesart zu steigern –, dreht nun der mit seiner konservativen Nea Dimokratia (ND) alleine regierende Premier Mitsotakis an der Steuerschraube.
Trotz Feuer: 2023 Tourismus-Rekord-Jahr in Griechenland
Für dieses Kalenderjahr gilt jedenfalls: Trotz aller Naturkatastrophen steuert Griechenlands Tourismus im Jahr 2023 auf einen historischen Rekord zu – und übertrifft dabei die bisher beste Reisesaison im letzten Vor-Corona-Jahr 2019.
Dies ergibt sich aus erst kürzlich veröffentlichten Daten der Athener Notenbank (TTE). Sie betreffen die ersten acht Monate des laufenden Jahres. Folglich ist darin der für den griechischen Tourismus traditionell umsatzstärkste – und damit wegweisende – Monat August eingeschlossen. Laut TTE-Angaben beliefen sich die Direkterlöse, also die Ausgaben der Touristen während ihres Urlaubs in Griechenland, von Anfang Januar bis Ende August des laufenden Jahres auf 14,6 Milliarden Euro. Zum Vergleich: In den ersten acht Monaten des Jahres 2019 hatten die Direkterlöse noch 13,2 Milliarden Euro betragen.
Mit Blick auf das Gesamtjahr 2023 gehen Experten von einem neuen historischen Rekord in der griechischen Tourismusbranche aus. Darauf deuten auch die bisher vorliegen Daten der Ankünfte auf den griechischen Flughäfen im September hin. Die Prognose lautet: die Zahl der Griechenlandurlauber aus dem Ausland im Kalenderjahr 2023 könnte sich auf 35 Millionen Touristen erhöhen. Die dabei erzielten Direkterlöse dürften erstmals die Marke von 20 Milliarden Euro knacken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles