piwik no script img

AsteroidenforschungNasa knabbert Bennu an

Eine gewagte Raumfahrtmission der USA erkundet einen 500 Meter großen Asteroiden. Die Sonde Osiris-Rex soll Bodenproben zur Erde bringen.

Wie ein graues Quarkbällchen: der Asteroid Bennu Foto: NASA/Goddard/University of Arizona/ap

Berlin taz | Es klingt wie ein Science-Fiction-Drehbuch: 330 Millionen Kilometer von der Erde entfernt hat eine Nasa-Raumsonde sich für einen kurzen Moment so weit an einen 500 Meter großen Asteroiden angenähert, dass sie mit einem Roboterarm einige Brocken des Himmelskörpers aufsammeln konnte.

Nach dem erfolgreichen Manöver wird die Sonde Osiris-Rex diese Bodenproben in drei Jahren zur Erde zurückbringen. Von der Erde aus ließen sich die Ereignisse nicht steuern – weil Funksignale mehr als 18 Minuten bis zu der Raumsonde brauchen, mussten deren elektronische Systeme dies selbstständig erledigen. Dies hat wie vorgesehen geklappt, meldet die Nasa auf Twitter.

Der Asteroid wurde 1999 entdeckt und auf den Namen Bennu getauft, und er erhielt große Aufmerksamkeit, da er auf seinem Weg um die Sonne der Erde sehr nahe kommen kann. In den Jahren 2175 und 2199 besteht ein winziges Risiko – 1 zu 2.700 – eines Einschlags auf unserem Planeten.

Deswegen wollte die Nasa mehr über seine Beschaffenheit herausfinden und schickte im September 2016 die zwei Tonnen schwere Sonde Osiris-Rex zu Bennu. Seit Dezember 2018 beobachtete sie den Asteroiden aus kurzer Distanz und begann ihn schließlich in einer Entfernung von ein bis zwei Kilometern zu umkreisen und zu fotografieren.

Ein ungewöhnlicher Himmelskörper

Bennu sieht auf den Bildern aus wie ein graues Quarkbällchen mit rauer Oberfläche. Aufnahmen aus kürzerer Distanz zeigen schwärzliche Brocken auf seiner Oberfläche. Immer wieder werden Gesteinsbrocken von ihm weggeschleudert, so gering ist Bennus eigene Anziehungskraft. Die Nasa beschreibt ihn als lose zusammengebackenen Klumpen aus kohlenstoffreichem Material mit einer geringen Dichte, die ihn auf dem Wasser schwimmen ließe.

In der vergangenen Nacht steuerte die Sonde in eine immer niedrigere Umlaufbahn und näherte sich ihm bis auf wenige Meter. Mit einer Art Roboter-Arm berührte sie die Oberfläche des Asteroiden etwa fünf Sekunden lang und wirbelte Probenmaterial auf. Nach dem Aufsaugen der Probe – die Nasa hofft auf zwei Kilogramm Material – entfernte sich die Sonde wieder von Bennu und kehrte zunächst zurück in ihre Umlaufbahn.

Im Kontrollzentrum in Colorado brach Jubel aus, als klar wurde, dass das Manöver gelungen war. Dante Lauretta, Chef-Wissenschaftler der Mission, sagte darauf: „Ich kann nicht glauben, dass wir das hinbekommen haben. Das ist historisch, das ist wunderbar.“ Eine Milliarde Dollar kostet die Mission, die nicht nur zu einer besseren Einschätzung der von Bennu ausgehenden Gefahr für die Erde führen wird, sondern auch wissenschaftliche Erkenntnisse über den Zustand des Sonnensystems in seinen Anfangszeiten liefern kann.

Was die Nasa als historische Leistung feiert, hatten allerdings die Japaner mit ihrer Sonde „Hayabusa“ 2005 schon vorgemacht und 2010 einige Brösel des Asteroiden Itokawa zur Erde gebracht. Eine Nachfolgemission „Hayabusa 2“ soll im Dezember zur Erde zurückkehren. Die Forscherteams aus Japan und den USA haben bereits eine enge Zusammenarbeit verabredet.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Schöne Sache, bin mal gespannt, was die Laborergebnisse in drei Jahren bringen werden.

  • Es freut, dass es bisher funktioniert hat. Dann hoffe auch ich auf eine erfolgreiche Rückkehr 2023.

  • > "Nach dem Aufsaugen der Probe – "

    -- erstaunlich. Wie kann man im Vakuum des weiten Alls etwas aufsaugen?

    • @FreilandEi:

      .. man kann, es wird kurz Stickstoff ausgestoßen, der eine lokale "Mini-Atmosphäre" schafft.