Assange in Australien gelandet: „Sie haben mein Leben gerettet“

Der Wikileaks-Gründer wird wie vereinbart von einer US-Richterin verurteilt und dann freigelassen. In Australien bedankt sich Assange beim Premierminister.

Assange umart seine Frau

Just a kiss: Assange begrüßt seine Frau Stella auf dem Flughafen in Canberra Foto: Lukas Coch/AAP/dpa

SAIPAN/CANBERRA/BERLIN dpa/taz/afp Der Wikileaks-Gründer Julian Assange ist in Australien angekommen. Sein Charterflug mit der Flugnummer VJT199 landete gegen 11.38 Uhr (MESZ) in Canberra. In einem von Un­ter­stüt­ze­r:in­nen verbreiteten Livestream war wenig später zu sehen, wie er aus dem Flugzeug stieg, Umstehenden zuwinkte und dann seiner Frau Stella in die Arme fiel.

Die von Assange gegründeten Whistleblower-Plattform Wikileaks lud spät in der Nacht (Ortszeit) zu einer Pressekonferenz, bei der Assange jedoch nicht persönlich auftrat. Seine Anwältin Jennifer Robinson erzählte, der Moment der Landung in Australien sei sehr emotional gewesen. Als Erstes habe Assange mit Australiens Premierminister Anthony Albanese telefoniert, ihm gedankt und gesagt: „Sie haben mein Leben gerettet.“

Assanges Frau Stella dankte bei der Pressekonferenz ebenfalls dem australischen Premierminister, aber auch der Opposition, die die Freilassung ebenfalls unterstützt habe. Sie bat die Öffentlichkeit, Assange Privatheit zu gönnen. Julian Assange brauche Zeit, um anzukommen, um sich zu erholen, aber auch um sich an die Freiheit zu gewöhnen. Deshalb sei er auch anders als ursprünglich gewollt nicht bei der Pressekonferenz aufgetreten.

Die Unterstützergruppe freeassange berichtete den ganzen Tag in einem eigenen Livestream über den Weg Assanges in die Freiheit.

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Ein US-Gericht auf der Marianen-Insel Saipan, einem US-Außengebiet im Westpazifik, hatte am Mittwochmorgen (Ortszeit) einen Deal zwischen Assange und der Justiz abgesegnet. Der Wikileaks-Gründer wurde bei dem Gerichtstermin formell zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und zwei Monaten verurteilt. Diese Strafe gilt aber wegen seiner entsprechenden Haftzeit in einem britischen Gefängnis als bereits verbüßt. Vor seiner Haftzeit hatte Assange sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London Asyl gefunden.

Nach zwölf Jahren Botschaftsasyl und Gefängnis ist Julian Assange damit nun offiziell ein „freier Mann“. Ramona V. Manglona, die US-Richterin im Pazifikterritorium Nördliche Marianen, entließ Assange am Mittwoch mit diesen Worten in die Freiheit. Zuvor hatte sich der 52-Jährige im Rahmen einer Vereinbarung mit der US-Justiz der Verschwörung zur Weitergabe von Informationen zur nationalen Verteidigung schuldig bekannt.

Manglona äußerte die Hoffnung, dass die Vereinbarung Assange nach seiner Inhaftierung nun etwas „Frieden“ bringen werde.

Verbot der Einreise in die USA

Ganz frei wird Assange aber nicht sein. Das US-Justizministerium teilte mit, dass künftig seine Einreise in die Vereinigten Staaten ohne Erlaubnis untersagt sei. Das sei Teil der Vereinbarungen.

Der Gerichtstermin hatte auf den Nördlichen Marianen stattgefunden, weil sich Assange nicht auf das Festland der USA begeben wollte.

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Assange wird in den USA beschuldigt, ab 2010 rund 700.000 vertrauliche Dokumente über militärische und diplomatische US-Aktivitäten veröffentlicht zu haben. Die Papiere enthielten brisante Informationen über die Kriege im Irak und in Afghanistan, unter anderem über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen durch US-Militärangehörige.

Von seiner An­hän­ge­r:in­nen wird er auch als Symbolfigur für die Pressefreiheit gesehen.

Assanges Anwältin Jen Robinson sprach von einem „historischen Tag“, der 14 Jahre juristischer Auseinandersetzungen beendete. Auch der australische Premierminister Anthony Albanese zeigte sich „sehr erfreut“ über das Ende des jahrelangen juristischen Tauziehens zwischen Assange und der US-Justiz.

In der Nacht auf Dienstag war überraschend bekannt geworden, dass Assange das Gefängnis in London verlassen konnte, nachdem er einem Deal mit der US-Justiz zugestimmt hatte.

Assange zwischen anderen Menschen aus einer Tür kommend

Endlich frei: Julian Assange nach der Gerichtsverhandlung in Saipan Foto: Kim Hong-Ji/rtr

Sammlung für die Rückflugkosten

Wikileaks bittet derweil um Spenden, um die enormen Kosten für Assanges Flug von London über Bangkok nach Saipan und von dort weiter nach Canberra zu finanzieren. Insgesamt seien dafür über 500.000 Britische Pfund (rund 600.000 Euro) nötig. Am Mittwochmittag waren bereits rund 340.000 eingegangen.

Einen Linienflug durfte der 52-Jährige nach Angaben seiner Frau nicht nehmen. Das Geld für den Flug muss Assange der australischen Regierung zurückzahlen.

Laut New York Post wurde für den Flug dieselbe Maschine gechartert, mit auch die US-Sängerin Taylor Swift im Februar zum Superbowl geflogen war.

Dieser Text wurde im Laufe des Tages mehrfach aktualisiert.

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Bilder zur Pressefreiheit 2024 Illustration von Lucia Žatkuliaková 6976051 6008040 g6008040

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