Heute wird Abdullah Gül zum neuen Präsidenten der Türkei gewählt, und das ist gut so. Denn damit geht die Ära der Doppelherrschaft von Politik und Armee endlich zu Ende.
Die Regierungspartei AKP nominiert den Außenminister zum zweiten Mal als Kandidaten für die Präsidentenwahlen. Die Frage ist, wie das Militär reagieren wird.
Premier Erdogan schickt doch wieder Gül ins Rennen um die Präsidentschaft und setzt auf Konfrontation mit der Armee. Schwer vorstellbar, dass das Militär ruhig bleibt.
Bei der konstituierenden Parlamentssitzung ist der befürchtete Zusammenstoß zwischen der neuen kurdischen Fraktion und der nationalistischen MHP ausgeblieben.
AKP-Vize Gül will sich doch noch zum Staatspräsidenten wählen lassen. Das Militär kann das nur noch mit einem Staatsstreich verhindern. Das ist wenig wahrscheinlich.
Die AKP in der Türkei zeigt, dass Islam und Demokratie vereinbar sind. Doch für Islamisten in der arabischen Welt ist sie kein Vorbild. Denn dort gilt die Türkei als Sonderfall, so die Islamexpertin GUDRUN KRÄMER
Erdogan, Gewinner der türkischen Wahlen, muss auf seinen Präsidentschaftskandidaten verzichten - und seiner ideologischen Partei den Grund für ihren Wahlsieg beibringen
In der Türkei glaubt niemand mehr, dass die EU das Land als Mitglied will. Die Enttäuschung ermöglicht es dem Militär Putschdrohungen gegen die regierenden Islamisten auszustoßen
Viele sehen in den türkischen Wahlen eine Richtungsentscheidung zwischen Islamisten und säularen Kräften. Doch der Urnengang könnte auch mit einem Patt enden.
Zwei unabhängige linke Kandidaten in Istanbul haben gute Chancen, bei den Wahlen ins Parlament zu kommen. Sie sind eine Alternative für jene, die sich weder von der regierenden islamischen AKP noch nationalistischen Strömungen vertreten fühlen
Nach vielen Jahren wollen die Kurden endlich wieder ins türkische Parlament einziehen. Das könnte klappen, vorausgesetzt, am 22. Juli werden mindestens zwanzig ihrer Einzelbewerber gewählt.
Für Volker Kauder (CDU) war der Fall des in der Türkei inhaftierten Marco sofort klar. Auch die Kanzlerin findet: Der arme Junge muss "schnell nach Hause". Und die Türkei? Darf nicht in die EU.