Arrangement im Streit um Suhrkamp: Irre – eine Lösung
Sollte es tatsächlich vorbei sein mit den Auseinandersetzungen um Suhrkamp? So ganz mag man es noch nicht glauben.
In der Welt hat Hans Barlach, der Minderheits-Anteilseigner, Einlenken signalisiert. Am Dienstag hatten die Gläubiger des Verlages einer Umwandlung von Suhrkamp in eine Aktiengesellschaft zugestimmt. Allgemein erwartet worden war, dass Barlach gegen diesen Beschluss Widerspruch einlegen wird. Die Äußerungen in der Welt legen aber nahe, dass er es nicht tun wird. Er werde sich auf seine Rechte als Aktionär beschränken, heißt es dort. Zwar prüft er noch. Aber ausdrücklich kündigte er an, dass er sich nun „als Aktionär mit dem Suhrkamp Verlag arrangieren“ werde.
Damit liegt eine Lösung für den seit Jahren lodernden Streit um Deutschlands immer noch renommiertesten Literaturverlag auf dem Tisch. Gleichzeitig wird offenbar ein dritter Anteilseigner den Verlag mit neuen Mitteln versorgen: Gespräche mit dem Ehepaar Sylvia und Ulrich Ströher, den Erben des Wella-Konzerns, wurden bereits vielversprechend geführt.
Suhrkamp wird vom auratischen Familienunternehmen endgültig zu einer normalen AG – das ist wohl das Beste, was nun geschehen konnte. Spekuliert wird, dass Ulla Unseld-Berkewicz dann etwa 40 Prozent der Aktien halten wird, die Ströhers etwa 34 und Hans Barlach etwa 26 Prozent. Da laut Aktienrecht strukturverändernde Entscheidung mit einer Mehrheit von 75 Prozent gefällt werden müssen, hätte Barlach mit seiner Sperrminorität weiterhin weitreichende Einflussmöglichkeiten. Streiten kann man sich dann natürlich immer noch. Aber wenigstens in klar vorgegebenem und transparenterem Rahmen.
Die nun anstehende Frage ist, wie sich das alles auf die Programmleitung des Verlages auswirken wird. Und das ist ja immerhin schon mal interessanter als das juristische Hin und Her der vergangenen Monate.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!