Armut in Deutschland: In Thüringen geht es aufwärts

Thüringen liegt bei der Armutsgefährdung im Mittelfeld, doch der Trend ist positiv. Die Regierung findet, das liegt nicht nur an den Westländern in der Umgebung.

Aufwärts, immer aufwärts: Skilift in Oberhof (Thüringen). Bild: dpa

DRESDEN taz | Gute Nachrichten für Thüringen im Armutsatlas des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. „Thüringen ist das einzig verbliebene Bundesland mit einer mehrjährigen klar positiven Entwicklung“, heißt es über das „grüne Herz“ Deutschlands.

Ungewöhnlich genug für ein ostdeutsches Bundesland. Nach absoluter Armutsgefährdungsquote liegt Thüringen mit 16,7 Prozent zwar nur im Mittelfeld der Länder. Die Region südlich des Thüringer Waldes rückt mit 14 Prozent aber an die Spitzengruppe der reichen Länder heran. Und vor allem: Der Trend ist anhaltend positiv.

Nun fühlte man sich dort schon zu DDR-Zeiten, zumindest das schmucke Aussehen der Dörfer zwischen Eisenach und Sonneberg betreffend, ein bisschen wie im Westen. Im Jobcenter Hildburghausen bestätigt Teamleiterin Claudia Popp die kleinteilige Wirtschafts- und Sozialstruktur speziell Südthüringens, die „nicht so anfällig wie in Ballungsräumen“ sei. Außerdem sei Thüringen dank der Nachbarschaft zu Bayern und Hessen das ostdeutsche Pendlerland.

Neuerdings aber nicht nur in südwestlicher Richtung. Frank Fleischmann, Sprecher der Arbeits-Hauptagentur Suhl, berichtet Sensationelles: Im Kreis Sonneberg liegt nicht nur die Arbeitslosenquote bei kaum spürbaren 3,7 Prozent, hier gibt es auch Einpendler aus Franken. Auch er spricht von der Ambivalenz der Leuchttürme, „die zwar Licht verbreiten, aber auch umkippen können“. In seiner Region aber habe kein Betrieb mehr als 700 Mitarbeiter.

Weniger Niedriglöhne

Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt/Thüringen in Halle bestätigt, dass sich Thüringen günstiger entwickele als andere ostdeutsche Länder. Die Arbeitslosenquote lag zuletzt mit 7,8 Prozent um 2 Punkte unter dem ostdeutschen Durchschnitt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse stieg seit 2009 um 33.000 auf 750.000.

Im SPD-geführten Sozialministerium in Erfurt macht Stabsstellenleiter Christian Möller dafür nicht nur den positiven Einfluss der angrenzenden Westländer verantwortlich. Möller gibt zu bedenken, dass für das Armutsrisiko neben der Zahl der Leistungsempfänger nach SGB II auch die Lohnstruktur erheblich sei.

Da habe die SPD 2009 im Koalitionsvertrag mit der CDU eine Abkehr von der Niedriglohnstrategie der Vorgängerregierung unter Ministerpräsident Dieter Althaus erreicht. Als Beispiel führt Möller den Thüringer Pflegepakt und seine Tarifbindung an, der ebenso wie etwa bei Erziehern die Fachkräfte im Land halten soll.

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