piwik no script img

Armin Laschet als CDU-VorsitzenderKandidat außer Tritt

Anja Maier
Kommentar von Anja Maier

Armin Laschet will den CDU-Vorsitz übernehmen. Corona wäre seine Chance gewesen, sich für den Job zu profilieren. Er hat sie nicht genutzt.

Corona in der Fleischfabrik: Laschets Öffnungskurs hat den Realitätscheck nicht bestanden Foto: David Inderlied/dpa

E rinnert sich noch jemand an Faschingdienstag? Am 25. Februar betrat Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet das Podium der Bundespressekonferenz und erklärte strahlend, er werde sich um das Amt des CDU-Vorsitzenden bewerben. Als Ju­nior­partner mitgebracht hatte er Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Es war der letzte Tag des alten Normal.

Seit vier Monaten geht es im Prinzip ausschließlich um die Coronapandemie – und so gut wie gar nicht mehr um Ambitionen auf das Konrad-Adenau­er-Haus. Der auf April terminierte Parteitag wurde aus dem Kalender gestrichen, die Bewerbertour abgesagt. Es gab und gibt Wichtigeres. Aktuell die erneut hochgeschnellten Infektionszahlen in Nordrhein-Westfalen: In zwei Kreisen gelten dort nun wieder Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Zehntausende Menschen sind betroffen.

Die Dauerkrise wäre eigentlich dazu angetan, Laschets Position im Kandidatenrennen mit Friedrich Merz zu stärken. Einer handelt, der andere kann nur kommentieren – im Prinzip klar, wer anschließend mit dem höchsten Parteiamt inklusive Anwartschaft auf die Kanzlerkandidatur belohnt werden müsste. Doch nun ist aus dem Handeln ein Lavieren geworden, die Erwartungen an Laschet sind einer gewissen Ernüchterung gewichen. In den ­Umfragen liegt Merz deutlich vor dem Macher Laschet; den Zustimmungswert von über 50 Prozent für CSU-Chef Markus Söder kann man nur noch absurd finden.

Ist das gerecht? Gerechtigkeit ist im politischen Machtgehakel eher keine Kategorie. Aber Mitleid mit Laschet wäre fehl am Platz. Der Nordrhein-Westfale hat sich als einer der ersten Ministerpräsidenten mit Aplomb von Angela Merkels bundespolitischer Marschroute abgesetzt. Seine bundespolitischen Ambitionen waren schon damals unübersehbar. So jemandem wird natürlich ganz genau auf die Finger geschaut. Und wenn da nur noch Chaos zu sehen ist, so wie jetzt, fragt sich natürlich jedeR, ob so jemand die Geschicke des ganzen Landes lenken könnte. Im Moment lautet die Antwort darauf: eher nicht.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Anja Maier
Korrespondentin Parlamentsbüro
1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.
Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Er hat die Chance nicht genutzt? Er hat im Krisenmanagement versagt! Er eiert herum und riskiert die Gesundheit der Bürger in Deutschland und Europa. Er hat viel zu zaghaft und zu spät reagiert!

  • Ich hatte ja schon vorgeschlagen: wenn wir die zweite Welle bekommen, dann nennen wir sie die "Armin-Laschet-Welle".

  • 9G
    97075 (Profil gelöscht)

    "den Zustimmungswert von über 50 Prozent für CSU-Chef Markus Söder kann man nur noch absurd finden" ??? Kann die Autorin diese Aussage erklären ? Das Laschet so da steht wie er gerade da steht erschließt sich durch seine "Chaos-Schaukel-Hin-und-her -Politik". Die Warnungen der Virologen als auch der meisten anderen Ministerpräsidenten vor zu frühen Lockerungen hat er ja so ähnlich zur Kenntnis genommen wie Hr. Djokovic. Mit den Einschränkungen im sozialen Bereich die Söder veranlasst hat kann man einverstanden sein oder auch nicht, aber hier ist über weite Strecken eine klare Linie erkennbar. Und ich glaube das erklärt die Zustimmung, unabhängig ob man Söder, seine Partei oder was immer auch wählbar findet.

  • Warum sind die Zustimmungswerte für Herrn Söder absurd? So einen wünscht sich der bürgerlich-konservative Teil Deutschlands doch. Väterlich-fürsorglich, dabei auch mal streng und schnell dabei, wenn es darum geht, den Mainstream autoritär zu verteidigen; und ein bisschen Umwelt (=Heimat) hat er auch im Gepäck, ohne dass es die Autofahrer zu sehr trifft.



    Das bisschen mehr Gängelung und Überwachung trifft ja eh nur die Querulanten. Und Wirtschaft kann der auch -- in Bayern läuft es doch spitze (auch wenn der Söder Markus nichts dafür kann).



    Also alles supi.

  • tja - der "Kandidat" meinte, er könne TÖNNIES zur CORONA-SAU machen. Das ging nachhinkten los; denn nun sind alle Gütersloher sauer und die Republik wundert sich. Zu viel Opportunismus ist eben schlecht.