: Elizabeth, die Unvergängliche
Wieder einmal wird am Dienstag die Bundesrepublik Deutschland eine Gelegenheit verpassen, mehr globale Verantwortung zu übernehmen. Da kommt die Königin von Jamaika und Papua-Neuguinea nach Berlin, und was wird geflaggt? Der britische Union Jack. Es will einfach nicht ins deutsche Bewusstsein hinein, dass Elizabeth II als einziges Staatsoberhaupt der Welt gleich 16 Staaten unter sich hat: Antigua & Barbuda, Australien, Bahamas, Barbados, Belize, Grenada, Jamaika, Kanada, Neuseeland, Papua-Neuguinea, St Kitts & Nevis, St Lucia, St Vincent & Grenadines, Solomon-Inseln, Tuvalu und an letzter Stelle das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland. 140 Millionen Untertanen auf 18,7 Millionen Quadratkilometer. Kein Wunder, dass die Briten sich in der EU irgendwie beengt fühlen.
Geboren wurde Elizabeth Windsor am 21. April 1926, Königin wurde sie schon im Alter von 25 Jahren, im Jahr 1952. Damals war Angela Merkel noch nicht geboren. Heute ist Merkel schon seit fast zehn Jahren Bundeskanzlerin und die Queen ist immer noch Queen, das dienstälteste Staatsoberhaupt der Erde. Kein lebender Politiker kennt mehr Geheimnisse der Weltpolitik als sie, keiner wird davon weniger preisgeben. Die „Krone“ als Institution ist Geheimnisträger Nummer eins im britischen Staatswesen und Garant der Kontinuität, an deren Dauerhaftigkeit keine andere Verfassungsordnung der Welt heranreicht.
Gibt es also irgendetwas Interessantes, was Angela Merkel und Joachim Gauck der Queen zu erzählen haben könnten? Man wird es nie erfahren. Eigentlich ist es die Queen, die etwas erzählen müsste. Wird sie aber nicht. Gewählte Politiker sind aus Queen-Sicht Ephemera, Inbegriff des Vergänglichen.
Die Krone hingegen ist unvergänglich. Die Person ist nichts, das Amt alles. Aber das Amt ist irgendwie auch wieder nichts. Alles klar? Wenn nicht: nicht die Queen fragen. DOMINIC JOHNSON
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