: Angela Davis zu Besuch in Kreuzberg
BLACK PANTHER Bürgerrechtlerin trifft sich mit Geflüchteten und AktivistInnen migrantischer Organisationen
Ohne offiziellen Empfang war die schwarze US-Bürgerrechtlerin und frühere Black-Panther-Aktivistin Angela Davis nach Berlin gekommen. Gemeinsam mit Gina Dent, die an der Universität von Kalifornien in Santa Cruz im Bereich Rassismus und Widerstand forscht, kam Davis zu einem zweitägigen Besuch, um sich mit schwarzen, antirassistischen und migrantischen Organisationen auszutauschen. Ein Höhepunkt des Besuchs sollte ein Rundgang durch die besetzte Gerhart-Hauptmann-Schule sein, doch der wurde den Frauen vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg verweigert.
Mit gut 200 überwiegend schwarzen AktivistInnen antirassistischer Organisationen trafen sich Davis und Dent in der Werkstatt der Kulturen zu einem intensiven Erfahrungsaustausch. Konzentriert beantworteten die Bürgerrechtlerinnen unterschiedlichste Fragen aus den Problemfeldern Rassismus, Kapitalismus und Migration, für eine tiefer gehende Analyse jedoch blieb keine Zeit. Angesichts des Sterbens im Mittelmeer sei es, so Davis, noch wichtiger, für die Rechte von Geflüchteten und MigrantInnen zu kämpfen. Dent ergänzte: „Jeder hat ein Anrecht darauf, dass seine Menschenwürde anerkannt wird und seine Menschenrechte geschützt werden.“
Wundervoller Lebensinhalt
Zum Thema Polizeigewalt sagte Davis, der Tod von Oury Jalloh zeige, „dass nicht nur in den USA die Polizei grauenhafte Gewalttaten an vielen Menschen verübt“. Die Black Panther Party habe sich 1966 ursprünglich als Antwort auf rassistische Polizeigewalt gegründet, und seitdem sei immer wieder dagegen gekämpft worden, bis hin zur aktuellen Kampagne „Black Lives Matter“. Politisch zu kämpfen sei kein Opfer, betonte die 71-Jährige: „In der Bewegung zu sein ist ein wundervoller Lebensinhalt.“
Am Freitag trafen sich die US-Bürgerrechtlerinnen dann mit Kindern und Jugendlichen. Hier erzählte Davis von ihrer Kindheit in Zeiten der Segregation in den späten fünfziger Jahren in Birmingham, Alabama. Damals, so Davis, seien nur die mutigsten schwarzen Kinder auf die andere Straßenseite gelaufen, um Klingelstreiche an den Häusern der Weißen zu machen. Später als Aktivistin verbrachte Davis viele Nächte im Keller, um Flugblätter mit antirassistischen Botschaften per Hand zu drucken, die dann verteilt wurden.
Auch der weitere Austausch mit Geflüchteten am Freitagnachmittag in Jockels Biergarten in Kreuzberg gestaltet sich lebhaft. Die Frauen vom International Women Space in der besetzten Schule haben es nicht leicht, sich gegenüber der männlichen Mehrheit Gehör zu verschaffen – immer wieder werden sie unterbrochen. Davis legte den Männern nahe, feministische Sichtweisen zu übernehmen. Radikale feministische Frauen repräsentierten den Widerstand und seien die Zukunft. Dann reist sie wieder ab. Zurück bleiben die Geflüchteten und UnterstützerInnen mit neuer Energie. D. OSSAMI
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