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Bremer Nazis unter Druck

Wenig Zweifel gibt es daran, dass die Angriffe auf das Lidice-Haus rechtsextremistisch motiviert sind. Doch auch unter Nazis ist umstritten, ob diese zur Strategie der bürgerlichen Umarmung passen

von Eiken Bruhn

Die Anschlagsserie auf linke Treffs und die Jugendbildungsstätte Lidice-Haus (taz berichtete) verstehen Rechtsextremismus-Experten und -Expertinnen als Signalhandlung. „Wir haben uns erst gewundert über die Militanz, weil die Strategie der Rechten zuletzt auf Akzeptanz in bürgerlichen Kreisen abzielte“, sagte gestern Cornelius Peltz, Soziologe im Lidice-Haus. Aber offenbar ginge es den Rechten um Einschüchterung derjenigen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. Gerade würde in dieser Hinsicht in Bremen wieder mehr passieren, sagt Peltz und verweist auf den „Lokalen Aktionsplan: Vielfalt in Bremen“, den das Lidice-Haus koordiniert. Dieser soll mit Bundesmitteln Projekte unterstützen, die Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit vorbeugen.

Dass die Neonazis in Bremen unter Druck stehen, wird durch die Ankündigung einer „NPD-Jugend-Offensive im Frühjahr 2008“ auf der NPD-Homepage deutlich. Dort ist auch vom „Besuch gegnerischer Veranstaltungen“ die Rede. Ob damit Schmierereien und Steinwürfe gemeint sind, ist derzeit genauso unklar wie die Frage, ob es sich bei allen sieben Taten um dieselbe Tätergruppe handelt, wie Polizeisprecher Ronald Walther gestern sagte. Recht sicher sei aber, dass es sich um eine rechtsextremistische Motivation handelt, so Walther. Dafür sprächen die Schmierereien wie Hakenkreuze und andere Nazi-Symbole. Außerdem arbeite das Lidice-Haus schwerpunktmäßig zu Rechtsextremismus. MitarbeiterInnen, die zu den Tatzeiten im Lidice-Haus gewesen waren, berichten davon, dass die Angreifer sehr gezielt vorgegangen seien und dass es nicht nach randalierenden Jugendlichen ausgesehen habe.

Nicht alle Nazis halten die Strategie offenbar für sinnvoll. So ereifert sich in einem Nazi-Internet-Forum jemand: „Wie kann man nur so bescheuert sein! Solche Aktionen bringen nichts“ außer „jede Menge Stress mit den Ordnungshütern“. Dass die Nazis diesen haben, bestätigt im selben Forum „Küstenjunge“: „Die ersten Personen aus dem Gebiet Bremen und Umland haben schon Besuch vom ‚Staatsschutz‘ bekommen.“

Dass Neonazis in Bremen bisher eher selten mit militanten Aktionen aufgefallen seien, bedeute nicht, dass sie hier weniger aktiv seien als im Umland, warnte gestern die Rechtsextremismus-Expertin und taz-Autorin Andrea Röpke. „Die treten hier auch wegen der ausgeprägten linken Strukturen nicht so offen auf wie in ländlichen Gebieten“, sagte Röpke. Dennoch seien sie gut organisiert, träfen sich regelmäßig bei Werder-Spielen, in einschlägigen Kneipen in der Neustadt sowie am Bahnhof und führten an geheim gehaltenen Treffpunkten Schulungen durch. Den meisten sei die Präsenz von Nazis in Bremen aber offenbar nicht bewusst, so Röpke. „Das ist bei Jugendlichen anders. Wenn wir in Schulen eingeladen sind, erfahren wir, dass die ganz genau wissen, wo die Nazis wohnen, wo ihre Läden sind und wo man ihre Musik kaufen kann.“

Unbekannte hatten am 13. und am 22. Februar Steine auf Fensterscheiben und Autos des Lidice-Hauses geworfen. Angegriffen wurde auch der Infoladen im Viertel, das Technologiezentrum Nord sowie eine KZ-Gedenkstätte, eine Wohngemeinschaft und der alte Standort des Lidice-Haus in Bremen-Nord. Die Polizei zählt rund 50 Personen zum Kern der Bremer Neonazi-Szene. Cornelius Peltz vom Lidice-Haus betonte, dass sich die Angriffe gegen Objekte gerichtet hatten: „Niemand muss Angst haben, zu uns zu kommen.“

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