: Frauen im falschen Film
An der HfbK lehren ab dem kommenden Monat drei neue Professoren – Frauen hätten im Berufungsverfahren keine Chance gehabt, monieren Studentenvertreter
VON JESSICA RICCÒ
Voraussichtlich zum ersten April kommen drei neue Filmprofessoren an die Hochschule für bildende Künste. Dass es sich bei allen drei um Männer handelt, machte den Studierendenausschuss (AStA) jedoch stutzig. Schließlich gibt es an der Hochschule eine Gleichstellungsbeauftragte, die über die Einhaltung des Gleichstellunggesetzes wacht. Bei gleicher künstlerischer Qualität, heißt es dort, sei eine Frau zu bevorzugen, solange Frauen im jeweiligen Bereich unterrepräsentiert sind. Im Filmbereich eine klare Sache: Von sechs Professuren ist momentan nur eine halbe Stelle mit einer Frau besetzt.
Das Präsidium begründete seine Entscheidung zunächst damit, das es unter den Bewerbern keine qualifizierte Frau gegeben habe. Später stellte sich heraus, dass in allen drei Berufungsverfahren Frauen nur knapp die zweiten Plätze belegten. Kein Zufall, meinen die Studierenden. „Was die Kommission entschieden hat, ist Betrug“, sagt Sarah Frank vom AStA.
Andrea Löther vom Bonner Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung kennt die Problematik: „Für Lehrstellen an Hochschulen lässt sich nur schwer definieren, welche Qualifikation besser geeignet ist – in künstlerischen Studiengängen wird diese Einschätzung noch subjektiver.“
Die zuständige Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule fehlte jedoch am Tag der Abstimmung. An ihrer Stelle stimmte Pia Stadtbäumer ab – immerhin eine Frau. Da sie als Professorin für Bildhauerei jedoch ohnehin in der Kommission vertreten ist, ist fraglich, ob sie die beratende und unabhängige Funktion der Gleichstellungsbeauftragten überhaupt hätte einnehmen dürfen. Außerdem war nach Angaben des AStA Helke Misselwitz in der Komission vertreten. Die Potsdamer Regie-Professorin ist kompetent, aber eine Arbeitskollegin des Bewerbers Robert Bramkamp.
Zweifel, ob die männlichen Bewerber überhaupt die richtige Wahl für eine Kunsthochschule sind, haben die Studierenden obendrein: „Der Filmbereich der HfbK ist im Gegensatz zu anderen Filmhochschulen künstlerisch ausgerichtet – es geht hier nicht um Massentauglichkeit und konventionelle Themen“, sagt Sarah Frank. Die neuen Professoren Robert Bramkamp (Experimentalfilm) und Pepe Danquart (Dokumentarfilm) arbeiteten bisher an herkömmlichen Filmhochschulen.
„Es geht uns nicht darum, die Frage nach Gleichstellung zu instrumentalisieren“, stellt Frank klar – inhaltliche Fragen und politischer Anspruch seien zwei Paar Schuhe. „Aber es ist schon auffällig, wenn zwei kompetente Frauen aus videokünstlerischen Bereichen für zwei Männer aus weniger passenden Bereichen abgelehnt werden.“
Beim Hochschulsenat stellte der AStA Antrag auf Prüfung des Berufungsverfahrens – und obwohl sich dort zum Großteil dieselben Vertreter befinden wie zuvor in der Berufungskommission, stimmte man dem Antrag zu. Man habe das Gleichstellungsgesetz nicht beachtet, heißt es nun, aber im Grunde ist es für eine Änderung zu spät. Die Verträge sind bereits verschickt worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen